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bei der Huldigung iu Berlin, „ich gelobe, ein gerechter Richter, ein
treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christlicher König zu sein;
ich gelobe, mein Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe der
Menschen zu führen; ich will vor allem dahin trachten, dem Vaterlande
die Stelle zu sichern, auf welche es die göttliche Vorsehung durch eine
Geschichte ohne Beispiel erhoben hat, auf welcher Preußen zum Schilde
geworden ist für die Sicherheit und für die Rechte Deutschlands. In
allen Stücken will ich so regieren, daß man in mir den echten Sohn
des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll."
Von Anfang lag es dem Könige sehr am Herzen, deutsches Wesen
und deutschen Sinn zu stärken, dem deutschen Bunde neues Leben zu
geben und die Einheit Deutschlands zu kräftigen. Aber alles, was er zu
diesem Zwecke versuchte, scheiterte an dem Widerstande Österreichs.
Auch in seinem eigenen Staate hatte der König manche Veränderung
vor. Schon sein Vater hatte in allen Provinzen Provinzialstünde einge¬
richtet, d. h. Versammlungen, in welchen die drei Stände des Landes,
adlige Grundbesitzer, Städter und Bauern, durch gewählte Abgeordnete
vertreten waren. Diese kamen alle drei Jahre zusammen, und wenn der
König neue Gesetze geben wollte, ließ er sie ihnen erst vorlegen, um ihre
Meinung darüber zu hören, ob dieselben zum Wohle des Landes gereichten.
Aus diesen Ständen nun bildete der König einen vereinigten Landtag für
den ganzen Staat. Diesem verlieh er im Jahre 1847 auch das wichtige
Recht, Steuern zu bewilligen. Wenn also für den Staat eine Anleihe sollte
gemacht werden, wenn neue Steuern eingeführt oder alte erhöht werden
sollten, so mußte der Landtag befragt werden, und dieser konnte seine
Zustimmung auch versagen.
Aber diese neuen Rechte erschienen vielen nicht groß genug, und in
allen Ständen bildete sich eine Mißstimmung gegen den König und seine
Regierung. Überhaupt ging eine große Aufregung der Gemüter durch
alle Länder Europas. Zuerst brach in Frankreich im Februar 1848 eine
neue Revolution aus, vor der der König Louis Philipp fliehen mußte.
Auch Friedrich Wilhelm IV. wurde durch Schriften und Abgesandte aus
allen Teilen des Landes gedrängt, eine noch freiere Verfassung zu geben.
Er entschloß sich dazu und erließ am 18. März ein Patent, welches
diese Wünsche befriedigte und außerdem versprach, daß auch die Verfassung
des deutschen Bundes verbessert werden sollte. Dieses Patent verkündigte
er am selben Tage mittags noch selbst vom Balkon des Schlosses zu
Berlin herab dem Volke, welches sich zu Tausenden auf dem Platze da¬
vor versammelt hatte. Lauter Jubel und Dank erscholl, als plötzlich