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162. An der Ztratzenecke.
1. An der Straßenecke, in der Däuser Gedränge,
in der Großstadt wogender Menschenmenge,
inmitten von Magen, harren, Karossen
ist heimlich ein Märchenwald entsprossen,
von leisem Glockenklingen durchhallt,
von Meihnachtsbäumen ein Tannenwald.
Da hält ein Magen, ein Diener steigt aus
und nimmt den größten Baum mit nach Haus.
Lin Mütterchen kommt und prüft und wägt,
bis endlich den rechten sie heimwärtsträgt.
Verloren zur Seite ein Sümmchen stand,
das faßte des Merkmanns rußige Hand.
So sah ich einen Baum nach dem andern
in schloß und Haus und i)ütte wandern,
und schimmernd zog mit jedem Baum
ein dust'ger, glänzender Märchentraum. —-
2. Frohschaukelnd auf der Zweige Spitzen
schneeweißgeflügelte Lngelein sitzen.
Die einen spielen aus Zinken und Flöten,
die andern blasen die Handtrompeten,
die wiegen puppen, die tragen Konfekt,
die haben Bleisoldaten versteckt,
die schieben j)uppentheaterkulissen,
die werfen sich mit goldenen Nüssen,
und ganz zuhöchst, in der Hand einen Kringel,
steht triumphierend ein pausbackiger Schlingel.
Da tönt ein Gingen, ein Meihnachtsreigen,
verschwunden sind alle zwischen den Zweigen.
Am Tannenbaum hängt, was in fänden sie trugen-—
ein Iubelschrei schallt, und von unten lugen
mit Äuglein, hell wie Meihnachtslichter,
glückselig lachende Issindergesichter. Jakob Löwenberg.
163. Februar.
Im Winde wehn die Lindenzweige,
von roten Knospen übersäumt;
die Wiegen sind’s, worin der Frühling
die schlimme Winterzeit verträumt. Theodor Storni.