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Zeitz und Meißen wurden ihm unterstellt. Von Magdeburg zogen jetzt
zahlreiche Sendboten in die weiten Länder östlich der Elbe, um den
Heiden das Evangelium zu verkünden.
3. Am Palmsonntage des Jahres 973 besuchte Otto zum letztenmal
die Domkirche, die seinem frommen Sinn und seiner Freigebigkeit ihre
Gründung und Ausschmückung verdankte. Er begab sich dann über
Quedlinburg und Merseburg nach Memleben, wo er starb. Im Dome
zu Magdeburg wurde er begraben an der Seite seiner ersten Gemahlin
Editha, die ihm schon im Jahre 946 im Tode vorangegangen war.
Seine Grabstätte ward durch eine Helle Marmorplatte bezeichnet, auf
der eine Inschrift in goldenen Buchstaben auf die Verdienste hinwies,
die er sich in seiner langen Regierung erworben hatte. Sie ist nicht
mehr vorhanden. Noch aber steht auf dem Alten Markte das Stand¬
bild des Kaisers und legt Zeugnis ab von der dankbaren Verehrung,
die man ihm zu allen Zeiten in Magdeburg erwiesen hat. Der Kaiser
sitzt zu Pferde; zu beiden Seiten stehen zwei Frauengestalten, von denen
die eine eine Fahne trägt, die andere sich auf den Schild stützt. Das
Volk pflegt sie irrtümlicherweise als die beiden Gemahlinnen Ottos,
Editha und Adelheid, zu bezeichnen. Wahrscheinlich sollen sie aber auf
den Sieg hindeuten, der des Kaisers Fahne folgte, und auf den
Schutz, den seinen Untertanen seine starke Regierung gewährte. Über
diesen drei Gestalten befindet sich eine Kuppel, die von acht schlanken
Säulen getragen wird. Auf der Spitze der Kuppel stand früher die
vergoldete Figur des heiligen Moritz mit der Fahne, das „Moritz¬
männchen". Bei der Zerstörung der Stadt im Jahre 1631 lockte die
Vergoldung einen habgierigen Soldaten aus Tillys Scharen. Er holte
die Figur herunter und packte sie mit andern gestohlenen Sachen in
seinen Mantel. Später wurde an die Stelle des Moritzmännchens der
Reichsadler gesetzt.
4. Die Sage erzählt, daß in der Neujahrsnacht, wenn die Glocke
auf dem nahen Johanniskirchturme zwölf Uhr zu schlagen beginnt, das
Reiterstandbild sich auf seinem Platze umwendet und der Kaiser dann nach
allen Seiten der Stadt Umschau hält, bis er bei dem letzten Glocken¬
schlage in seine alte Stellung zurückkehrt. Auch verlasse er manchmal
in mitternächtiger Stunde seinen Standort vor dem Rathause, reite
über den Fürstenwall nach dem Dome und von dort über den Breiten
Weg zurück nach dem Alten Markt.
So lebt der große Kaiser fort in Geschichte und Sage, und die
hohe Förderung, die er der Stadt Magdeburg hat zuteil werden lassen,
wird bei ihrer Bürgerschaft für alle Zeiten unvergessen bleiben.
Nach Verschiedenen.