Full text: Für das dritte, vierte und fünfte Schuljahr (Teil 2)

272 
Zeitz und Meißen wurden ihm unterstellt. Von Magdeburg zogen jetzt 
zahlreiche Sendboten in die weiten Länder östlich der Elbe, um den 
Heiden das Evangelium zu verkünden. 
3. Am Palmsonntage des Jahres 973 besuchte Otto zum letztenmal 
die Domkirche, die seinem frommen Sinn und seiner Freigebigkeit ihre 
Gründung und Ausschmückung verdankte. Er begab sich dann über 
Quedlinburg und Merseburg nach Memleben, wo er starb. Im Dome 
zu Magdeburg wurde er begraben an der Seite seiner ersten Gemahlin 
Editha, die ihm schon im Jahre 946 im Tode vorangegangen war. 
Seine Grabstätte ward durch eine Helle Marmorplatte bezeichnet, auf 
der eine Inschrift in goldenen Buchstaben auf die Verdienste hinwies, 
die er sich in seiner langen Regierung erworben hatte. Sie ist nicht 
mehr vorhanden. Noch aber steht auf dem Alten Markte das Stand¬ 
bild des Kaisers und legt Zeugnis ab von der dankbaren Verehrung, 
die man ihm zu allen Zeiten in Magdeburg erwiesen hat. Der Kaiser 
sitzt zu Pferde; zu beiden Seiten stehen zwei Frauengestalten, von denen 
die eine eine Fahne trägt, die andere sich auf den Schild stützt. Das 
Volk pflegt sie irrtümlicherweise als die beiden Gemahlinnen Ottos, 
Editha und Adelheid, zu bezeichnen. Wahrscheinlich sollen sie aber auf 
den Sieg hindeuten, der des Kaisers Fahne folgte, und auf den 
Schutz, den seinen Untertanen seine starke Regierung gewährte. Über 
diesen drei Gestalten befindet sich eine Kuppel, die von acht schlanken 
Säulen getragen wird. Auf der Spitze der Kuppel stand früher die 
vergoldete Figur des heiligen Moritz mit der Fahne, das „Moritz¬ 
männchen". Bei der Zerstörung der Stadt im Jahre 1631 lockte die 
Vergoldung einen habgierigen Soldaten aus Tillys Scharen. Er holte 
die Figur herunter und packte sie mit andern gestohlenen Sachen in 
seinen Mantel. Später wurde an die Stelle des Moritzmännchens der 
Reichsadler gesetzt. 
4. Die Sage erzählt, daß in der Neujahrsnacht, wenn die Glocke 
auf dem nahen Johanniskirchturme zwölf Uhr zu schlagen beginnt, das 
Reiterstandbild sich auf seinem Platze umwendet und der Kaiser dann nach 
allen Seiten der Stadt Umschau hält, bis er bei dem letzten Glocken¬ 
schlage in seine alte Stellung zurückkehrt. Auch verlasse er manchmal 
in mitternächtiger Stunde seinen Standort vor dem Rathause, reite 
über den Fürstenwall nach dem Dome und von dort über den Breiten 
Weg zurück nach dem Alten Markt. 
So lebt der große Kaiser fort in Geschichte und Sage, und die 
hohe Förderung, die er der Stadt Magdeburg hat zuteil werden lassen, 
wird bei ihrer Bürgerschaft für alle Zeiten unvergessen bleiben. 
Nach Verschiedenen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.