Full text: Für das dritte, vierte und fünfte Schuljahr (Teil 2)

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„Rucke di guck, rucke di guck, 
Blut ist im Schuck (Schuh): 
der Schuck ist zu klein, 
die rechte Braut sitzt noch daheim." 
Da blickte er aus ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er 
wendete sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach Haus und 
sagte, das wäre nicht die rechte, die andere Schwester solle den Schuh 
anziehen. Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen 
glücklich in den Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte ihr 
die Mutter ein Messer und sprach: „Hau ein Stück von der Ferse ab! 
Wenn du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen." 
Das Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in 
den Schuh, verbiß den Schmerz und ging hinaus zum Königssohn. 
Da nahm er sie als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Als 
sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, saßen die zwei Täubchen daraus 
und riefen. „Rucke di guck, rucke di guck, 
Blut ist im Schuck: 
der Schuck ist zu klein, 
die rechte Braut sitzt noch daheim." 
Er blickte nieder auf ihren Fuß und sah, wie das Blut aus dem Schuh 
quoll und an den weißen Strümpfen ganz rot heraufgestiegen war. 
Da wendete er sein Pferd und brachte die falsche Braut wieder 
nach Haus. 
5. „Das ist auch nicht die rechte," sprach er, „habt Ihr keine andere 
Tochter?" — „Nein," sagte der Mann, „nur von meiner verstorbenen 
Frau ist noch das kleine Aschenputtel da; das kann unmöglich die Braut 
sein." Der Königssohn sprach, er sollte es heraufschicken. Die Mutter 
aber antwortete: „Ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf sich nicht 
sehen lassen." Er wollte es aber durchaus haben, und Aschenputtel 
mußte gerufen werden. Da wusch es sich erst Hände und Angesicht 
rein, ging dann hin und neigte sich vor dem Königssohn, der ihm den 
goldenen Schuh reichte. Daun setzte es sich auf einen Schemel, zog den 
Fuß aus dem schweren Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel: der 
war wie angegossen. Und als es sich in die Höhe richtete und der 
König ihm ins Gesicht sah, erkannte er das schöne Mädchen, das mit 
ihm getanzt hatte, und rief: „Das ist die rechte Braut!" Die Stief¬ 
mutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden bleich vor 
Ärger; er aber nahm Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort. 
Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, riefen die zwei weißen 
Täubchen:
	        
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