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„ Nucke bi guck, rucke di guck,
kein Blut ist im Schuck;
der Schuck ist nicht zu klein,
die rechte Braut, die führt er heim."
Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herabgeflogen und
setzten sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere
links, und blieben da sitzen.
Als die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten werden, kamen
die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und teil an seinem
Glück nehmen. Als die Brautleute nun zur Kirche gingen, war die älteste
zur rechten, die jüngste zur linken Seite; da pickten die Tauben einer
jeden das eine Auge aus. Hernach als sie herausgingen, war die älteste
zur linken und die jüngste zur rechten; da pickten die Tauben einer jeden
das andere Auge aus. Und sie waren also für ihre Bosheit und Falsch
heit mit Blindheit auf ihr Lebtag gestraft. Brüder Grimm.
8. Hans Lustig.
1. Hans Lustig hatte schon als kleines Kind selten geweint, aber
immer sehr viel gelacht. Wenn die Mutter auf der Bleiche Wäsche
trockuete, so legte sie ihn gewöhnlich seitab unter einen hohen Apfelbaum.
Da lag er denn ganz glücklich in dem weichen, hohen Grase und sah
mit seinen roten Backen aus, als wär' er selber ein Äpfelchen, das der
Baum heruntergeschüttelt hatte. Wenn ein Schmetterling über ihn hinflog
oder ein Vogel auf dem Baume über ihm sein Liedchen pfiff, strampelte
er vor Vergnügen mit Händen und Beinen, obgleich kein Mensch sich
mit ihm abgab. Nur der gute Mohr, der alte, zottige Pudel des
Nachbars, pflegte dann gewöhnlich dicht neben ihm zu liegen und ließ
sich's gern gefallen, wenn der kleine Hans ihn am Schwänze zauste, ihm
mit den dicken Händchen unbeholfen vor lauter Vergnügen im Gesichte
herumkrabbelte und dabei laut aufjauchzte. Daher kam es denn auch,
daß er dem Mohr immer gut blieb und überhaupt alle Tiere gern hatte.
Hans lernte bald sprechen, und kaum ging's mit dem Sprechen, so
fing er auch schon an zu singen. Er lernte auch bald gehen, und kaum
war er damit fertig, so ging's ans Tanzen und Springen. Nun trieb
er alles, was er nur vornahm, mit wahrer Lust und konnte daher mit
Recht Hans Lustig heißen. Da gab's bald vollauf zu tun: für den
Vater die Schuhe und Stiefel auszutragen, der Mutter Wäsche zu hüten
und Brot einzukaufen; und überall mußte der Mohr fein Begleiter sein.
Bald kannte die ganze Straße den lustigen Buben, und weil er jeden
jo freundlich anlachte, suchten die Leute auch ihm gern eine Freude zu