fullscreen: Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte

234 D. Aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 
und übernachtete auf dem Schlosse. Das Heer lagerte auf dem Sieges¬ 
felde und pries den Herrn der Heerscharen in erhebendem Dankgesange. 
Wenige Tage nach der entscheidenden Schlacht, Friedrichs glänzendster 
Waffenthat, ergab sich Breslau. Nur die Hälfte des österreichischen 
Heeres erreichte bei der nachdrücklichen Verfolgung Böhmen. 
Zorndorf (25. August 1758). Die Russen waren bereits 1757 
in Ostpreußen erschienen, hatten das dort stehende schwache Heer des 
greisen Feldmarschalls Lehwald bei Groß-Jägersdorf (unweit 
Insterburg) besiegt, dann aber das Land wieder verlassen. Dadurch 
erhielt derselbe Zeit, die in Pommern eingedrungenen Schweden zurück¬ 
zuwerfen. Aber im Jahre 1758 brachen die Russen unter dem General 
Fermor wiederum in Ostpreußen ein und nahmen diesmal das Land 
für die Kaiserin Elisabeth in Besitz. Dann zogen sie durch polnisches 
Gebiet in die Neumark, plünderten, sengten und mordeten. Als sie die 
• Festung Küstrin belagerten, brachte Friedrich Rettung. Er hatte auf 
die Nachricht vom Vordringen der Russen die Belagerung von Olmütz 
aufgehoben und war durch Böhmen und Niederschlesien eilends nach der 
Mark gekommen. Am 25. August griff er den weit zahlreicheren Feind 
bei Zorndorf an. Die Russen hatten sich vor der Schlacht an Branntwein 
gütlich gethan. Nun fochten sie mit Hartnäckigkeit und ließen sich von 
den Preußen, die aus Erbitterung über ihre Greuelthaten keinen Pardon 
gaben, eher abschlachten, als daß sie das Feld räumten. Das machte 
die Schlacht zur verhältnismäßig blutigsten des Krieges. Daß der Sieg 
den Preußen blieb, dazu hatte Seydlitz mit seinen Reitern das Meiste 
beigetragen. Fermor ging langsam nach Polen zurück. Nur der 
Umstand, daß dem preußischen Fußvolk im langen Kampfe der Schie߬ 
bedarf ausgegangen war, bewahrte ihn vor völliger Vernichtung seines 
Heeres. , 
Hochkirch (14. Oktober 1758). Von der Warthe rückte Friedrich 
in Eilmärschen nach der Oberlausitz, wo Prinz Heinrich, sein jüngster 
Bruder, von der österreichischen Übermacht hart bedrängt wurde. Bel 
Hochkirch (unweit Bautzen) bezog er Dann gegenüber ein sehr gefährdetes 
Lager. Diese Blöße war selbst dem so bedächtigen Daun verlockend 
genug, daß er mit seinem übermächtigen Heere — einen nächtlichen 
Überfall wagte. Am 14. Oktober drangen die Österreicher morgens 
gegen 5 Uhr ins preußische Lager, machten die Wachen nieder und be¬ 
mächtigten sich der Kanonen. Der Donner derselben weckte die Schläfer. 
Wohl sprangen die Krieger hurtig vom Lager, ergriffen die Waffen und 
traten ins Glied, und die einzelnen Haufen wehrten sich wacker; aber 
die herrschende Dunkelheit und später der starke Nebel machten es dem 
Könige unmöglich, die Seinen zu ordnen und zu einem planmäßigen 
einheitlichen Wirken zusammenzufassen. Als die Morgennebel sich zer¬ 
teilten und Friedrich die Aussichtslosigkeit weiteren Kampfes erkannte, 
befahl er den Rückzug, den auch diesmal Daun nicht zu behelligen wagte. 
Der König brachte es durch geschickte Märsche sogar dahin, daß die 
Österreicher bei Eintritt des Winters nach Böhmen zurückgingen.
	        
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