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70. Sonne und Mnd. Von Hugutt 6ottlieb Meißner.
Alte I"abein zur Lust und Lehr. Ausgewählt von Heinrich Wolgast. 2. Ausl.
München 1906. 8. 11.
Sinst stritten sich Sonne und Wind. wer von ihnen beiden der
Stärkere sei, und man ward einig, derjenige solle dafür gelten,
der einen Wanderer, den sie eben vor sich sahen, am ersten nötigen
würde, seinen Mantel abzulegen. Sogleich begann der Wind zu
stürmen, Regen und Hagelschauer unterstützten ihn. Der arme
Wanderer jammerte und zagte; aber auch immer fester und fester
wickelte er sich in seinen Mantel ein und setzte seinen Weg fort, so
gut er konnte. Jetzt kam die Reihe an die Sonne. Senkrecht und
kraftvoll ließ sie ihre Strahlen herabfallen. Himmel und Erde wurden
heiter; die Lüfte erwärmten sich. Der Wanderer vermochte nicht
länger seinen Mantel auf seiner Schulter zu erdulden. Er warf ihn
ab und erquickte sich im Schatten eines Baumes, indes die Sonne
sich ihres Sieges erfreute.
71. Der Ruckuck. Von CbriTtian Geliert
Fabeln und Erzählungen. Herausg. von Karl Biedermann. Leipzig 1871. 8. 16.
¿7\er Kuckuck sprach mit einem Star,
-4✓ der aus der Stadt entflohen war.
„Was spricht man," fing er an zu schreien,
„was spricht man in der Stadt von unsern Melodeien?
was spricht man von der blachtigall?" —