fullscreen: Für Tertia (Abtheilung 1, [Schülerband])

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A. Nein epische Poesie. I. Heroisches Epos. 
Und ließ um Frieden bitten; der ward ihm nicht versagt; 
Das Geld und auch der Geisel hatten Etzeln wohlbehagt. 
7. Den Franken gab er Frieden und ließ sie ohne Harm. 
Da zog alsbald vorüber der wilden Völker Schwarm, 
Den Rhein bei Breisach kreuzend, ins nächste Reich, Burgund 
Ihrer Waffen Klirren schlug an des bangen Himmels Rund. 
8. Die Erde dröhnte seufzend unter der Hufe Schlag; 
Der Staub, emporgewirbelt, verdunkelte den Tag. 
Das Feld mit rothen Bannern durchzog der Eschenwald 
Der Speere; endlich macht' er am Saon- und Rhodanuser Halt. 
9. Plündernd und sengend zerstreute sich das Heer. 
Zu Chalons saß Herr Herrich, ein König stolz und hehr; 
Dem blüht' in Hildegunden ein einzig Töchterlein; 
Das edle Mädchen sollte seines Reiches Erbin sein. 
10. Wie er nun ruhig thronte und dacht' an keinen Sturm, 
Da scholl die Waruungsstimme des Wächters ihm vom Thurm: 
„Staubwolken seh' ich steigen, fern blitzen Waffenpracht; 
lins nahen starke Feinde, geschwind die Thore zugemacht!" 
11. Auch kamen schnelle Boten aus der Franken Land, 
Die machten ihm, was dorten geschehen war, bekannt. 
Da berief er seine Mannen und frug, ob er dem Heer 
Der Hennen widerstände. „Doch fällt zu siegen uns schwer. 
12. Die Rheinfranken beugten sich vor der Heunen Macht; 
Wie sollt' es uns gelingen, die wir in mancher Schlacht 
Den Franken weichen mußten? Wir können unser Reich 
Und Land nicht inehr behüten; drum besser Frieden bitten gleich. 
13. Mir müssen Zins erlegen, auch muß der Völker Bund 
^Oiein einzig Kind verbürgen, die süße Hildegund. 
Von solcher Pflicht, ich seh' cs, spricht Niemand hier mich tos." 
Da gingen die Gesandten, aller Waffen bar und bloß. 
14. Sie traten demüthig in Etzels Königszelt; 
Er saß auf hohem Throne, um ihn manch edler Held. 
Was ihnen aufgetragen, das richteten sie aus 
lind baten abzulassen von des Krieges Brand und Graus. 
15. Etzel empfing sie gütig, wie seine Sitte war; 
„Gern verstärk' ich," sprach er, „der Buudesfreunde Schar, 
Mag nicht den Sieg verdanken verderbenschwaugrer Schlacht; 
Die Heunen mehren lieber im Frieden Herrschaft und Macht. 
16. Doch der muß unterliegen, der sie zum Kampfe zwingt. 
Mag euer König kommen; wenn er mir Frieden bringt, 
Ich weigr' ihm nicht den Frieden." Er ließ die Boten ziehn; 
Mit großen Schätzen mußte der König Herrich dahin. 
17. Mit goldrothen Spangen und manchem theuern Stein; 
Auch ließ er da zu Pfande sein einzig Töchterlein. 
Ob er sie wiederschaue, das war ihm unbewußt, 
Sein allerliebstes Kleinod, seiner Augen Licht und Lust. 
18. Der Friede war bedungen, erzielt zu theurem Kauf. 
Da brach mit seinen Scharen der König Etzel auf, 
Gen Abend weiter dringend in der Gothen Reich; 
Da gebot im Waskculaude ein König edel und reich.
	        
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