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Deutsches Dichterbuch.
8. Abschied vom Leben.
Als ich schwer verwundet und hilflos in einem Kolze lag und zu sterben meinte.
Die Wunde brennt, — die bleichen Lippen beben. —-
Ich fühl's an meines Kerzens matterm Schlage,
hier steh' ich an den Marken meiner Tage. —
Gott, wie du willst! Dir hab' ich mich ergeben. —
Viel goldne Bilder sah ich um mich schweben;
das schöne Traumbild wird zur Totenklage. —
Mut! Mut! Was ich so treu im Kerzen trage,
das muß ja doch dort ewig mit mir leben!
Lind was ich hier als Keiligtum erkannte,
wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte:
Als lichten Seraph seh' ich's vor mir stehen; —
und wie die Sinne langsam mir vergehen,
trägt mich ein Kauch zu morgenroten Köhen.
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9. Lützows wilde Jagd.
Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?
Kör's näher und näher brausen.
Es zieht sich herunter in düsteren Reih'n,
und gellende Körner schallen darein
und erfüllen die Seele mit Grausen.
And wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:
das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
Was zieht dort rasch durch den finstern Wald
und streift von Bergen zu Bergen?
Es legt sich in nächtlichen Kinterhalt;
das Kurra jauchzt, und die Büchse knallt,
es fallen die fränkischen Schergen.
And wenn ihr die schwarzen Jäger fragt:
das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein,
der Wütrich geborgen sich meinte;
da naht es schnell mit Gewitterschein
und wirft sich mit rüst'gen Armen hinein
und springt ans Afer der Feinde.
And wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:
das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.