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Deutsches Dichterbuch.
Leise zieht durch mein Gemüt
liebliches Geläute;
klinge, kleines Frühlingslied,
kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus bis an das Laus,
wo die Blumen sprießen;
wenn du eine Rose schaust,
sag', ich laff' sie grüßen.
5. Tragödie.
1.
Entflieh mit mir, und sei mein Weib Gehst du nicht mit, so sterb' ich hier,
und ruh' an meinem Lerzen aus; und du bist einsam und allein;
fern in der Fremde sei mein Lerz und bleibst du auch im Vaterhaus,
dein Vaterland und Vaterhaus. wirst doch wie in der Fremde sein.
2.
Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht, Ein Jüngling hatte ein Mädchen lieb,
er fiel auf die zarten Blaublümelein, sie flohen heimlich vom Lause fort,
sie sind verwelket, verdorret. es wußt' weder Vater noch Mutter.
Sie sind gewandert hin und her,
sie haben gehabt weder Glück noch Stern,
sie sind verdorben, gestorben.
3.
Auf ihrem Grab da steht eine Linde,
drin pfeifen die Vögel und Abendwinde,
und drunter sitzt auf dem grünen Platz
der Müllersknecht mit seinem Schatz.
Die Winde, diewehenso lind und so schaurig,
die Vögel, die singen so süß und so traurig,
die schwatzenden Buhlen werden stumm,
sie weinen und wissen selbst nicht, warum.
6. Wo?
Wo wird einst des Wandermüden
letzte Ruhestätte sein?
Llnter Palmen in den, Süden?
Llnter Linden an dem Rhein?
Werd' ich wo in einer Wüste
eingescharrt von fremder Land?
Oder ruh' ich an der Küste
eines Meeres in dem Sand?
Immerhin! Mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
und als Totenlampen schweben
nachts die Sterne über mir.