Frida Schanz.
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Die Sage, die ich künden soll, ist aus.
And so muß manche dunkle Sage enden!
So haben manche ihren Troll im Laus.
2. Im März.
Es liegt das Lerz seit langen Tagen
auf holder Wacht,
ob nicht im Windesflügelschlagen
der Lenz schon lacht;
Ob schon von Knospen und von Keimen
ein Dufthauch weht,
ob durch die Flirr schon im geheimen
ein Flüstern geht;
Ob durch der Wolken Wehn und Weben
ein Leuchten fällt
und zitternd im Vorüberschweben
den Pfad mir hellt.
2.
In dieser Tage Sonnengleißen
in dieser Vollmondnächte Bann
tönt's wie ein seliges Verheißen
an das bewegte Lerz hinan.
Im Wellenschlag der Märzenluft
treibt schon ein heimliches Frohlocken
wie ein verwehter Veilchendust,
wie das Geläut entfernter Glocken.
Verstohlen hat sich deinem Denken
die Hoffnung wieder traut gesellt.
Den zauberhellsten Frühling schenken
will sie der wintermüden Welt,
will jede Kluft und jedes Grab
mit grünen Ranken überbrücken
und deinen Pilgerdornenstab
mit frischen, roten Rosen schmücken.
3. Mein Vaterhaus.
Nun ruht die Welt im Abendstrahle.
Vom hohen Steig schau' ich hinaus
und seh' im ganzen weiten Tale
nur dich, nur dich, mein Vaterhaus.
Du lockst so traut zum Nuh'n und Bleiben;
das Spätlicht flammt um Dach und Schlot
und zittert goldig in den Scheiben
und färbt die Vuchenwipfel rot.
Du lieber Baum, du altersgrauer,
du dunkles Moos am Dachgestein,
du Weingerank um Wand und Mauer,
du Bronnenstrahl im Silberschein l
Du Tor mit deinen spitzen Bogen,
auf dem die Sperlingshorde lärmt,
von blauen Schwalben überflogen,
vom weißen Taubenvolk umschwärmt.
Deutsches Dichterbuch. 3/