Full text: Deutsches Dichterbuch ([Teil 2]. Bd. 4, Hälfte 2, [Schülerbd.])

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Deutsches Dichterbuch. 
3. Zum Wald, zum Wald, daß Gott erbarm'! 
Zn wilder Flucht durch Dorn und Kräuter, 
geschlagne Leute, bettelarm, 
mit wundem Fuß, nur weiter, weiter! 
Rot zuckt der Feuerschein, der grelle, 
vom Dorfe in die Nacht hinein — 
„Weib, lauf! Bub', laß das Leulen sein! 
Sie jagt uns sonst, die Brut der Lölle!" 
4. Lallo und Lärm die ganze Nacht 
und Fluchen, Schrei'n und Flammensteigen, 
bis kalt und grau der Tag erwacht — 
da braust's davon — rings tiefes Schweigen! 
Lind in des Morgens fahlem Schimmer 
huscht's talwärts von der Waldeshöh', 
und scheu umschleicht's in Wut und Weh 
der Leimstatt rauchgeschwärzte Trümmer. 
5. Verkohlte Balken, Schutt und Blut, 
verqualmend graue Wolken weben 
um halberstickter Flammen Glut, 
nur Tod und öde — nirgends Leben! 
Doch horch — ein Ruf — sie stehn und starren, 
war's nicht wie leiser Kinderlaut? 
Lilf Gott — ein weinend Würmchen, schaut! 
im halbzerbrochnen Trosseskarren. 
6. Lalbnackt, die Glieder glänzend braun, 
das Auge blinzelnd, nächtlich dunkel. 
„Kroatenbrut, das Püppchen, traun!" 
Ein finstres Schweigen — leis Gemunkel — 
Dann johlt es auf, und von den Brettern 
reißt's hoch das Kind empor in Wut: 
„La, Blut für Blut, du Teufelsbrut! 
Wer Hilst den Schädel ihm zerschmettern?" 
7. „In Gottes Namen! Lalt! Zurück!" 
Loch steht der Pfarrherr in dem Toben, 
ein heilig Feuer flammt im Blick: 
„Dies Kind gehört dem Lerrn da droben! 
Weh, harte Lerzen, nicht gewendet 
durch Gottes furchtbar Strafgericht! 
Aufs Knie und betet, daß er nicht 
noch schwerer Zorneswetter sendet!"
	        
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