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sich rein zu waschen von dem alten Aussatz und sich von den schmutzigen
Flecken, die er von alters her gehabt, im frischen Wasser zu reinigen.
Als er zur Taufe trat, redete ihn der Heilige mit beredtem Munde also
an: „Beuge Dein Haupt, stolzer Sigambrer; verehre, was Du ver-
folgt, verfolge, was Du verehret hast!"
Mit Chlodwig wurden 3000 seiner Edlen getauft. Bald folgte
sein ganzes Volk.
Im Gegensatze zu den andern Germanen traten die Franken dem
katholischen Glauben bei. Der damalige Papst war darüber hoch erfreut
und nannte Chlodwig den allerchristlichsten König".
Chlodwig zeigte nach Empfang der heiligen Taufe wenig Besserung;
er blieb grausam, tückisch und listig, wie er vordem gewesen war. Am
grausamsten verhielt er sich gegen seine königlichen Verwandten, die seiner
Alleinherrschaft im Wege standen. Nach und nach tötete er sie alle, so-
daß er mit seinen Söhnen allein übrig blieb. Um zu erforschen, ob sich
noch irgend ein Verwandter verborgen halte, klagte er einst bei einer
Volksversammlung in verstelltem Schmerz: „Ach, daß ich nun wie ein
Fremdling unter Fremden stehe, und mir keiner der meinigen, wenn das
Unglück über mich kommen sollte, Hilfe gewähren kann!"
Die Alemannen wurden von den Franken härter behandelt als vor-
dem die Römer. Die Gaue rechts vom Rhein, zwischen Neckar, Kocher,
Jaxt, Tauber bis zum Main (das fpätere Rheinfranken) wurden den
Franken zur Ansiedelung zugewiesen. Die Gaue liuks vom Rhein (das
heutige Elsaß) wurden milder behandelt; infolgedessen erhielt sich hier auch
alemannische Sitte und Sprache.
Die südlichsten Gaue der Alemannen hatten sich unter den Schutz
des Ostgotenkönigs Theodorich den Großen gestellt und blieben so vom
fränkischen Joch befreit.
e) Chlodwig besiegt die Burgunder.
Dadurch daß Chlodwig den katholischen Glauben annahm, gewann
er sich die Herzen der bereits unterworfenen Römer, wie auch deren, die
unter der Herrschaft der Burgunder und Westgoten standen.
Bald wandte sich Chlodwig nun als Beschützer des „allein selig
machenden Glaubens" gegen Burgund. Der Sage nach soll ihn seine
Gemahlin zu diesem Zuge aufgestachelt haben; ihr Gemahl füllte Blut¬
rache an Gnndobad üben. Im Jahre 500 zog Chlodwig auch gegen
diesen und besiegte ihn in der Schlacht beiDijon; jedoch vermochte Chlod-
wig nicht die seste Stadt Avignon, wohin sich sein Gegner geflüchtet
hotte, einzunehmen. Als Gnndobad in dieser großen Not auch zur ka¬
tholischen Kirche übertrat, ließ Chlodwig, von den Bischöfen gedrängt,
von ihm ab, nachdem er Unterwerfung gelobt hatte. Kaum war aber
Chlodwig abgezogen, da stel jener ab und schaltete wieder unabhängig
in Burgund.
f) Chlodwig besiegt die Westgoten und sein Tod.
Größere Erfolge errang Chlodwig im folgenden Kampfe mit den
Westgoten. Als Grund zum Kriege soll er angegeben haben, es kümmere