VII. Die deutsche Dichtung.
193. Lindenschmied.
ijCä ist nicht lang, daß es geschah,
daß man den Lindenschmied reiten
auf einem hohen Rosse; ssah
cr ritt den Nheinstrom auf und ab,
hat sein gar wohl genossen.
2- „Frisch her, ihrlieben Gesellenmein,
es muß sich nur gewaget sein;
wagen das tut gewinnen;
wir wollen reiten bei Tag und Nacht,
bis wir ein' Beut' gewinnen."
3. Dem Markgrafen von Baden
kamen neue Mär',
wie man ihm ins Geleit gefallen wär,
bas tät ihn sehr verdrießen;
wie bald er Junker Kasper schrieb,
^ sollt' ihm ein Reislein dienen.
4- Junker Kasper zog dem Bäuerlein
ein' Kappen an,
er schickt ihn allzeit vorne daran
wohl auf die freie Straßen,
ob er den edlen Lindenschmied fänd',
denselben sollt' er verraten.
Vaterland, Lesebuch für Mittelschulen. IV. Bd.
5. Das Bäuerlein schiffet über Rhein,
er kehret zu Frankental ins Wirts¬
haus ein:
„Wirt, haben wir nichts zu essen?
Es kommen drei Wagen, sind wohl
beladen,
von Frankfurt aus der Messen."
6. Der Wirt, der sprach dem Bäuer¬
lein zu:
„Ja, Wein und Brot hab' ich genug,
im Stall da stehn drei Rosse,
die sind des edlen Lindenschmied,
er nährt sich auf freier Straßen."
7. Das Bäuerlein dacht' in seinem
Mut:
„Die Sach' wird noch werden gut,
den Feind hab' ich vernommen."
Wie bald er Junker Kasper schrieb,
daß er sollt' eilends kommen!
8. Der Lindenschmied der hätt' einen
Sohn,
der sollt den Rossen das Futter tun,
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