fullscreen: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

zriedrich Hölderlin 
(geb. 1770 zu Lausten am Neckar, gest. nach fast vierzigjähriger 
geistiger Umnachtung in Tübingen 1843) 
Griechenland. 
(1793.) 
An Gotthold Stäudlin. 
Hätt' ich dich im Schatten der Platanen, 
Wo durch Blumen der Jlissus rann, 
Wo die Jünglinge sich Ruhm ersannen, 
Wo die Herzen Sokrates gewann, 
Wo Aspasia durch Myrten wallte, 
Wo der brüderlichen Freude Ruf 
Aus der lärmenden Agora schallte, 
Wo mein Plato Paradiese schuf; 
Wo den Frühling Festgesänge würzten, 
Wo die Fluten der Begeisterung 
Von Minervens heil'gem Berge stürzten — 
Der Beschützerin zur Huldigung — 
Wo in tausend süßen Dichterstunden, 
Wie ein Göttertraum, das Alter schwand; 
Hätt' ich da, Geliebter! dich gefunden, 
Wie vor Jahren dieses Herz dich fand: 
Ach! wie anders hätt' ich dich umschlungen! — 
Marathons Heroen sängst du mir, 
Und die schönste der Begeisterungen 
Lächelte vom trunknen Äuge dir, 
Deine Brust verjüngten Siegsgefühle, 
Und dein Haupt, vom Lorbeerzweig umspielt, 
Fühlte nicht des Lebens dumpfe Schwüle, 
Die so karg der Hauch der Freude kühlt. 
Consbrnch u. Klincksieck, Deutsche Lyrik. 1
	        
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