Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

Poesie. 
I. Epische Dichtung. 
109. Der wilde Jäger. 
1. Der Wild- und Rheingraf stieß 
ins Horn: 
„Hallo, hallo zu Fuß und Roß!" 
Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn; 
laut rasselnd stürzt' ihm nach der 
Troß; 
laut klifft' und klafft' es, frei vom 
Koppel, 
durch Korn und Dorn, durch Heid' 
und Stoppel. 
2. Vom Strahl der Sonntags¬ 
frühe war 
des hohen Domes Kuppel blank. 
Zum Hochamt rüste dumpf und klar 
der Glocken ernster Feierklang. 
Fern tönen lieblich die Gesänge 
der andachtsvollen Christenmenge. 
3. Rischrasch quer übern Kreuz¬ 
weg ging's 
mit Horrido lind Hussasa. 
Sieh da! sieh da! kam rechts und 
links 
ein Reiter hier, ein Reiter da! 
Des Rechten Roß war Silbers 
Blinken, 
ein Feuerfarbner trug den Linken. 
4. Wer waren Reiter links und 
rechts? 
Ich ahn' es wohl, doch weiß ich's nicht. 
Lichthehr erschien der Reiter rechts, 
mit mildem Frühlingsangesicht; 
graß, dunkelgelb der linke Ritter, 
schoß Blitz' vom Aug' wie Un- 
gewitter. 
5. „Willkommen hier zu rechter 
Frist, 
willkonunen zu der edeln Jagd! 
Auf Erden und im Himmel ist 
kein Spiel, das lieblicher behagt." 
Er rief's, schlug laut sich an die 
Hüfte 
lind schwang den Hut hoch in die 
Lüfte. 
6. „Schlecht stimmet deines Hornes 
Klang," 
sprach der zur Rechten sanftes Mills, 
„zu Feierglock' lind Chorgesang. 
Kehr um! Erjagst dir heilt nichts 
Gut's. 
Laß dich den guten Engel warnen 
und nicht vom Bösen dich unt= 
garnen!" —
	        
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