Full text: Diesterwegs Realienbuch

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6. Laßt wehen, was nur wehen kann, Huf! fliege, stolzes Siegspanier, 
Standarten wehn und Zahnen! voran den kühnen Reihen! 
wir wollen heut uns Mann für Mann wir siegen oder sterben hier 
zum Heldentode mahnen: den süßen Tod der Freien. 
E. M. Arndt. 
Geharnischtes Sonett. 
was schmiedst du, Schmied? „Wir schmieden Retten, Retten!" 
Ach, in die Retten seid ihr selbst geschlagen! 
was pflügst du, Bau'r? „Vas Feld soll Früchte tragen!" 
Ja, für den Feind die Saat, für dich die Kletten! 
was zielst du, Schütze? „Tod dem Hirsch, dem fetten!" 
Gleich Hirsch und Reh wird man euch selber jagen! 
was strickst du, Fischer? „Retz dem Fisch, dem zagen!" 
Aus eurem Todesnetz, wer kann euch retten? 
was wiegest du, schlaflose Mutter? „Rnaben!" 
Ja, daß sie wachsen und dem vaterlande 
im Dienst des Feindes wunden schlagen sollen! 
was schreibest, Dichter, du? „In Glutbuchstaben 
einschreib' ich mein' und meines Volkes Schande, 
das seine Freiheit nicht darf denken wollen!" Zriedr. Rückert. 
Andreas Hofer (1809). 
Als Andreas Hofer zum Gberkommandanten gewählt war, redete er zu Inns¬ 
bruck seine Landsleute mit folgenden Worten an: 
„Grüetz enck Gott, meine lieb'n 'nsbrucker! weil ös mi zum Gberkomman¬ 
danten g'wöllt hobt, so bin i holt do,- es sein ober a viel andere do, dö koani 
'nsbrucker sein. All dö unter meine Waffenbrüder sein wöll'n, do müetzen für 
Gott, Roaser und Vaterland als tapfere, rädle und brave T'roler streiten, dä 
meine Waffenbrüder wern wöll'n,- dö aber dös nit tun wöll'n, dö soll'n haim 
gien. 3 roth encks (= euchs), und dö mit mir gien, dö soll'n mi ni verlass'n, 
i wer enck a nit verlass'n, so wohr i Andre Hofer hoafz. G'sogt hob i encks g'söchen 
hobt's mi, b'hied enck Gott!" 
vier Stunden vor seinem Tode (20. Februar 1810) schrieb Hofer an seinen 
Schwager: 
„Die Gottesdienste (Seelmessen) soll die Liebste mein zu St. Martin halten 
lassen. Sie soll bitten lassen in beiden Pfarreien und den Freunden beim Unter¬ 
wirt Suppe und Fleisch geben lassen und einer halben wein. Vas Geld, so ich 
habe bei mir gehabt, habe ich den Armen ausgeteilt, im übrigen rechne ab mit 
den Leuten, so redlich du kannst, von der Welt lebt alle wohl, bis wir im Himmel 
zusammenkommen und Gott loben ohn' Ende. So leicht kommt mir das Sterben 
vor, daß mir nicht einmal die Augen naß werden. Geschrieben um fünf Uhr 
in der Frühe, und um neun Uhr reise ich mit der Hilfe aller heiligen zu Gott." 
Schills Aufruf 1809. 
An die Deutschen, 
meine in den Retten eines fremden Volkes schmachtenden Brüder! 
Der Augenblick ist erschienen, wo ihr die Fesseln abwerfen und eure Ver¬ 
fassung wiedererhalten könnt, unter welcher ihr seit Jahrhunderten glücklich 
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