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oder richtiger Moorranch, der besonders in trockenen Jahren sich häufig
über die Landschaft lagert und sich bei Nord- itub West-Wind auch
weit in das mittlere Deutschland hineinzieht. Der Grund dieser
Erscheinung liegt in den großen Heide- und Moorbränden, welche
alljährlich im Bremenscheu, Verdeuscheu, Ostfriesischen, Oldenbnr-
gischen und anderen Gegenden Zur Verbesserung des Bodeus auge¬
zündet werden, indem bisweilen die Schwere der oberen Lust den dnrch
diese Brände erzeugten Rauch sich uicht rasch zerstreuen und auflösen
läßt. — Das Klima der Marschgegenden endlich ist ein maritimes:
die Luft schwer und feucht, aber milde; weniger milde jedoch an der
Westküste von Bremen und an der Nordwestknste von Ostfriesland,
weil diese deu Nordwest-Stürmeu am meisten ausgesetzt siud, welche
hier oft mit großer Heftigkeit wüten.
Die durchschnittliche Jahrestemperatur des hannoverschen Landes
ist 70 R (+ 6 in Hochebenen, -f- 9 in Tiefebenen); die höchste Kälte
kommt selten über — 27° R und die größte Hitze über + 28° R.
Unter den Winden sind die Westwinde, von der See kommend, vor-
herrschend. Am häufigsten und ärgsten von Gewittern heimgesucht
werden die den Harz umlagernden Hügellandschaften.
[13] O. v. Heinemann.
5. Ullturerzeugnisse und MieMulkeit.
Durch die klimatischen und topographischen Verhältnisse eines Landes
zusammen wird die natürliche Produktion und Fruchtbarkeit desselben bedingt:
je mannigfaltiger jene sind, in desto größerer Abwechselung werden auch diese
erscheinen. Von dem hannoverschen Lande sagt in dieser Hinsicht der alte
Merian in seiner Topographie und Beschreibung des Herzogtums Braunschweig-
Lüneburg, deren Text zum großen Teil von dem gelehrten Herzog August
dem Jüngeren herrührt: „Es hat der Allerhöchste diese Lande reichlich ge-
segnet an alle dem, was zu des Menschen Notturfft nöthig sein mag, das
Land ist an sich Volckreich, die Einwohner von Natur tappfer und arbeitsam,
an stattlichen großen Gehöltzen ist kein Mangel, reiche Bergwercke von allerhand
Metall, wie auch gute Eisenhütten, herrliche Saltzwerke und sisch-reiche Flüsse
seynd vorhanden." Und weiter: „Wie nun dieses Land an Mannschaft und
Einwohner keinen Mangel, also ist auch dessen Gelegenheit, Grund und Boden
dergestalt beschaffen, daß Menschen und Vieh ihren Unterhalt daran haben
können. Denn es zwar in der Mitten etwas unfruchtbar und ziemlich viel
Heide darinn ist, so hat es doch hingegen rings herumb stattliche, fruchtbare
Örter, sonderlich aber die herrlichen Marschgegenden, welche zum Ackerbaw und
der Viehzucht gar bequem. Daher von den Alten dieses Land einem Mönchs-
köpf verglichen worden, welcher in der Mitten kahl, ringsherumb aber mit
Haaren bewachsen."
Hannover ist vorzugsweise ackerbauendes Land. Der Getreidebau
wird in den südlichen Provinzen und namentlich in den Marschen der Küsten-
länder mit dem besten Erfolge betrieben. Ostfriesland, Bremen, Kalenberg,