Full text: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

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35 Du meinst, du wolltest baß regieren? 
All irdisch Ding baß ordinieren? 
Die Frommen schützen, die Bösen plagen?" 
St. Peter tät hinwieder sagen: 
„Ja, es müßt' baß auf Erden stehn, 
40 Nit also durcheinander gehn; 
Ich wollt' viel besser Ordnung halten." — 
Der Herr sprach: „Nun, so sollst verwalten, 
Petre, die hohe Herrschaft mein; 
Für heut sollst du der Herrgott sein. 
45 Schaff und gebeut, was du nur willt. 
Sei hart und streng, sei gütig und mild. 
Gib den Fluch aus oder den Segen, 
Gib Sonnenschein, gib Wind und Regen, 
Magst strafen oder magst belohnen, 
50 Plagen oder schützen und schonen; 
In Summa: mein ganzes Regiment 
Leg' ich für heut in deine Hand'." 
Drob nimmt der Herre seinen Stab, 
Den er Petro zu Händen gab. 
55 St. Peter war des gar wohlgemut, 
Deucht sich der Herrlichkeit gar gut. 
Indem kam her ein armes Weib, 
Ganz dürr und mager und bleich von Leib, 
Barfuß, mit zerrissenem Kleide, 
60 Trieb ihr Geißlein ans die Weide. 
Als sie damit zum Scheidweg kam, 
Sprach sie: „Geh in Gottes Nam', 
Gott hüt' und schütze dich immerdar, 
Daß dir kein Übel widerfahr 
65 Von Wettern und Wölfen und bübischen Rotten! 
Kann halt nimmer mit dir trotten, 
Muß des Taglohns mich befleißen, 
Hab' heint sonst nichts zu brechen und beißen 
Daheim mit meinen kleinen Kinden. 
70 Nun geh nur, wo magst Weide finden; 
Gott hüte dich mit seinen Händen!" — 
Drob tät die Frau zu Dorf sich wenden. 
Die Geiß ging flugs nun ihrer Straßen. 
Der Herr rief Petro diesermaßen: 
75 „Petre, hast das Gebet der Armen 
Gehört? Du mußt dich ihrer erbarmen, 
Maßen bist heute Herrgott du;
	        
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