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Gottfried August Bürger.
1747—1794.
Sämtliche Schriften. Herausg. von Karl Reinhard. 2. Teil. Göttingen 1796.
Der wilde Jäger.
1. Der Wild- und Rheingraf stieß ins Horn:
„Hallo, hallo zu Fuß und Roß!"
Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn;
Laut rasselnd stürzt' ihm nach der Troß;
Laut klifft' und klafft' es, frei vom Koppel,
Durch Korn und Dorn, durch Heid' und Stoppel.
2. Vom Strahl der Sonntagsfrühe war
Des hohen Domes Kuppel blank.
Zum Hochamt rüste dumpf und klar
Der Glocken ernster Feierklang.
Fern tönten lieblich die Gesänge
Der andachtsvollen Christenmenge.
3. Rifchrasch quer übern Kreuzweg ging's
Mit Horrido und Hussasa!
Sieh da! Sieh da, kam rechts und links
Ein Reiter hier, ein Reiter da!
Des Rechten Roß war Silberblinken,
Ein Feuerfarbner trug den Linken.
4. Wer waren Reiter links und rechts?
Ich ahnt' es wohl, doch weiß ich's nicht.
Lichther erschien der Reiter rechts
Mit mildem Frühlingsangesicht.
Graß, dunkelgelb, der linke Ritter
Schoß Blitz' vom Aug', wie Ungewitter.
5. „Willkommen hier zu rechter Frist,
Willkommen zu der edeln Jagd!
Auf Erden und im Himmel ist
Kein Spiel, das lieblicher behagt!" —
Er rief's, schlug laut sich an die Hüfte
Und schwang den Hut hoch in die Lüfte.
6. „Schlecht stimmet deines Hornes Klang,"
Sprach der zur Rechten sanften Muts,
„Zu Feierglock' und Chorgesang.
Kehr' um! Erjagst dir heut nichts Guts.
Laß dich den guten Engel warnen
Und nicht vom Bösen dich umgarnen!"