ein Mensch so hinterhältig sein kann. Also mir sind die Beine wackelig,
und ich werde in ein Haus geführt und dann in einen Saal; da hat's
gerochen, daß einem das Wasser im Maul zusammengelaufen ist, so gut.
Ich denke eben: Na, wer da mitessen könnte! da muß ich schon ins
Nebenzimmer.
Jetzt kommt der König auf mich zu und ist so freundlich wie die
liebe Sonne und sagt: Mein Sohn, wie war denn die Geschichte gestern
mit den Patronen? Erzähle mir einmal -alles, was du weißt, ganz
genau? — ,Zu Befehl, Majestät/ sage ich und erzähle alles gerade,
wie's gewesen ist, und daß ich das Signal wohl gehört, aber das liebe
Gnt nicht hätte liegen lassen wollen. Und wie der Adjutant gekommen
und geschrien Hütte: -Zurück, Kerls!‘ da hätte ich allerdings geglaubt,
daß keine Zeit zum Komplimentenmachen sei, und hätte so gesagt: ,Ach
was, ich verschieße erst meine Patronen! Das ist das Ganze gewesen,
Herr König, weiter hab' ich nichts verbrochen?
Da lachte der König über das ganze Gesicht und sagte: -Das hast
dn brav gemacht, mein Sohn? Ich dachte: Na, nun ist's gut, nun
mag der Adjutant sagen, was er will. Da fragte mich Seine Majestät:
,Hast du schon gu Mittag gegessen, mein Sohn?' — ,Zu Befehl, Euer
Majestät/ sagte ich, -ich bin noch mundnüchtern? — ,Du hast wohl
tüchtigen Hunger?' — ,Ja, und der Durst ist auch nicht schlecht? Da
lachte der König wieder übers ganze Gesicht und sagte, ich sollte
mitessen.
Ich setzte mich dann an den schönen, großen Tisch mit all den hohen
Herren und Generals. Da war Suppe, Erbsensuppe, aber nicht von
der Berliner Erbswurst. Es war aber der Teller nur halbvoll, daß ich
dachte: Wenn du nur mehr von der Suppe haben könntest! Als ich fast
fertig war, rief der König herüber: -Möchtest du noch etwas Suppe
haben, mein Sohn?' — -Zu Befehl, Euer Majestät/ sag' ich, -wenn noch
ein bißchen da ist? Da lachten die Herren, und einer von den Kammer¬
dienern brachte mir noch so einen Teller voll. Herr, die Suppe schmeckt
mir heute noch im Halse! Da kommt dann einer herein und bringt
einen Kalbsbraten, fast so groß wie ein Ochsenviertel, und ein anderer
nimmt ein großes Messer und säbelt herunter, immer ein Stück auf das
andere auf einen großen Teller. Na, denke ich, der versteht's schon besser
als der mit der Suppe. Der große Teller kam an mich zuerst, und ich
nahm ihn vor mich und dann noch ein Assiettchen mit Kartoffeln dazu.
Ich dachte zwar: Es ist ein bißchen viel, aber du darfst dich hier nicht
lumpen lassen, und ich esse zu. Die Hellen Tropfen standen mir auf der
Stirne, bis die Häppchens alle gegessen waren. Wie ich denn nun fertig
war (und der Herr neben mir schenkte immer tapfer ein, daß ich's gut
herunterkriegte), fragt mich Seine Majestät der König: -Wie ist's, mein
Sohn, möchtest du noch mehr haben?' Ich sage: ,Zu Befehl, Majestät,