Full text: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

ein Mensch so hinterhältig sein kann. Also mir sind die Beine wackelig, 
und ich werde in ein Haus geführt und dann in einen Saal; da hat's 
gerochen, daß einem das Wasser im Maul zusammengelaufen ist, so gut. 
Ich denke eben: Na, wer da mitessen könnte! da muß ich schon ins 
Nebenzimmer. 
Jetzt kommt der König auf mich zu und ist so freundlich wie die 
liebe Sonne und sagt: Mein Sohn, wie war denn die Geschichte gestern 
mit den Patronen? Erzähle mir einmal -alles, was du weißt, ganz 
genau? — ,Zu Befehl, Majestät/ sage ich und erzähle alles gerade, 
wie's gewesen ist, und daß ich das Signal wohl gehört, aber das liebe 
Gnt nicht hätte liegen lassen wollen. Und wie der Adjutant gekommen 
und geschrien Hütte: -Zurück, Kerls!‘ da hätte ich allerdings geglaubt, 
daß keine Zeit zum Komplimentenmachen sei, und hätte so gesagt: ,Ach 
was, ich verschieße erst meine Patronen! Das ist das Ganze gewesen, 
Herr König, weiter hab' ich nichts verbrochen? 
Da lachte der König über das ganze Gesicht und sagte: -Das hast 
dn brav gemacht, mein Sohn? Ich dachte: Na, nun ist's gut, nun 
mag der Adjutant sagen, was er will. Da fragte mich Seine Majestät: 
,Hast du schon gu Mittag gegessen, mein Sohn?' — ,Zu Befehl, Euer 
Majestät/ sagte ich, -ich bin noch mundnüchtern? — ,Du hast wohl 
tüchtigen Hunger?' — ,Ja, und der Durst ist auch nicht schlecht? Da 
lachte der König wieder übers ganze Gesicht und sagte, ich sollte 
mitessen. 
Ich setzte mich dann an den schönen, großen Tisch mit all den hohen 
Herren und Generals. Da war Suppe, Erbsensuppe, aber nicht von 
der Berliner Erbswurst. Es war aber der Teller nur halbvoll, daß ich 
dachte: Wenn du nur mehr von der Suppe haben könntest! Als ich fast 
fertig war, rief der König herüber: -Möchtest du noch etwas Suppe 
haben, mein Sohn?' — -Zu Befehl, Euer Majestät/ sag' ich, -wenn noch 
ein bißchen da ist? Da lachten die Herren, und einer von den Kammer¬ 
dienern brachte mir noch so einen Teller voll. Herr, die Suppe schmeckt 
mir heute noch im Halse! Da kommt dann einer herein und bringt 
einen Kalbsbraten, fast so groß wie ein Ochsenviertel, und ein anderer 
nimmt ein großes Messer und säbelt herunter, immer ein Stück auf das 
andere auf einen großen Teller. Na, denke ich, der versteht's schon besser 
als der mit der Suppe. Der große Teller kam an mich zuerst, und ich 
nahm ihn vor mich und dann noch ein Assiettchen mit Kartoffeln dazu. 
Ich dachte zwar: Es ist ein bißchen viel, aber du darfst dich hier nicht 
lumpen lassen, und ich esse zu. Die Hellen Tropfen standen mir auf der 
Stirne, bis die Häppchens alle gegessen waren. Wie ich denn nun fertig 
war (und der Herr neben mir schenkte immer tapfer ein, daß ich's gut 
herunterkriegte), fragt mich Seine Majestät der König: -Wie ist's, mein 
Sohn, möchtest du noch mehr haben?' Ich sage: ,Zu Befehl, Majestät,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.