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Der Wanderer sagte:
„Josephs Brüder erkannten ihn nicht! Doch der Wonn' und des Weinens
Selige Stunde kam, und Joseph vermochte nicht länger
Sich zu halten und weinete laut!" Er sagt' es, erhub sich,
Ging. Sie folgten ihm, freudig erschrocken, in Zweifel verloren,
Was sie glauben, nicht glauben sollten. Er war's ja doch selbst nicht!
Aber ein Engel vielleicht? Sie standen wieder. „Ach, dürfen
Wir noch einmal, o du, den wir nicht kennen, dich fragen?
Zwar nicht kennen, doch den wir unaussprechlich verehren.
Unaussprechlicher lieben! Wer bist du? Sage, wer bist du?
Aber wir dürfen dich nicht umarmen! O, sag' es uns: Bist du
Einer der Engel vielleicht, die am Grab erschienen?"
Wanderer.
Und sie umarmten ihn lang' und weineten
Endlich nahten sie Emmaus.
„Umarmt mich!"
ihm an dem Halse.
Wanderer.
„Ihr Geliebten, ich gehe
Nun zu den Meinen." So sprach ihr Begleiter. „Ihr sehet, mein Weg zieht
Hier durch Emmaus sich."
Matthias und Kleophas.
„O, bleib bei uns, du Geliebter!
Sieh, es will Abend werden; der Tag hat schon sich geneiget."
Und sie hielten ihn zitternd bei beiden Händen und baten.
Wanderer.
„Laßt mich! die Meinen sind fern, und sie warten meiner mit Schmerze! —"
Matthias und Kleophas.
„Sie, Mann Gottes, haben dich immer. Du siehst ja, wie herzlich
Wir dich lieben; o bleib! Und warum wolltest du. Teurer,
In die Gefahren der Nacht dich begeben? Auch mußt du von Jesus
Noch mit uns reden! O bleib bei uns!"
Wanderer.
„So will ich denn bleiben,
Meine Brüder."
Kleophas dankt, mit Freud' in den Blicken,
Nicht mit Worten, und eilet voran, ein Mahl zu bereiten.
Matthias.
„Kleophas hat, so heißt mein Gefährt', der redliche Jüngling,
Seine Hütt' in Emmaus, die an der Pforte der Schatten