Schürze und rief: „Nicht fortgehen, Babeli! Du mußt hier bleiben; du
bist so gut."
Das Mädchen machte saust seine Händchen los und sagte: „Jetzt
muß ich halt lausen und dem armen Schelm helfen, der mit seinem
Arm nicht greifen kann. Nachher kann ich wiederkommen und mit dir
spielen."
„Du mußt aber auch gewiß kommen," sagte das Kind eifrig.
Der Arzt schritt wacker aus, und Babeli hielt gleichen Schritt mit
ihm. Manches fragte der Arzt, und verständig antwortete das Mädchen.
„Wie alt ist Heiri?" fragte sie. „Er ist am 12. Januar 1746 geboren,
steht also im fünften Jahre. Er ist ein schwächlich und häßlich Kind,"
sagte der Arzt mit einem Seufzer. „Hat aber so schöne Augen und ein
liebes Wesen," rief das Mädchen eifrig, und der Arzt nickte dazu. So
erreichten sie den Bauernhof. Der Arzt untersuchte den verletzten Arm.
„Aus dem Kugelgelenk gefallen," sagte er. „Zwei Männer müssen kräftig
ziehen, damit der Knochen oben wieder in seine Pfanne zurückspringt."
Es war aber nur ein Mann aufzutreiben, da alles im Felde war. „So
will ich der zweite sein," sagte Babeli. „Ich denke schon meinen Mann
zu stehen." Und tapfer half sie ziehen, also daß ihr der Schweiß aus¬
brach. Der Verletzte stöhnte und ächzte; sie aber sprach ihm Mut ein.
Endlich war alles überstanden, der Arm verbunden und der Verwundete
sicher gebettet.
Der Arzt wollte gehen, gab dem Mädchen die Hand und sagte:
„Du bist eine Brave. Am liebsten nähme ich dich mit. Du könntest
mir schon in meinem Hause passen."
„Warum nicht, Herr Doktor?" rief das Mädchen erfreut. „Ich bin
mutterseelenallein in der Welt. Die Base hat mich um Gottes willen
in das Haus genommen; aber sie braucht mich nicht. Ich suche halt
einen Dienst und wünsche mir keinen lieberen als bei Ihnen."
„Das paßt ja gut," sagte der Arzt. „So schnür' dein Bündelchen
und komm mit!" Wie ein munteres Reh sprang Babeli davon, packte
ihre Siebensachen in den Korb und sagte der Base: „Behüt's Gott!"
Niemand war froher als Heiri, da das Babeli wiederkam. Er
sprang ihr an den Hals und küßte sie. „Lieb's Babeli, du bist nun
unser!" sagte er voll Freude.
Mit dem fremden Mädchen kam ein Geist des Friedens und
Gedeihens in das Haus. Frisch und rasch griff sie ihre Arbeit an.
Auch die schwerste und lästigste scheute sie nicht. Ohne Lärm ging
ihr alles von der Hand. Alles Ungehörige sah ihr scharfes Auge
und schlichtete ihre sanfte und sichere Hand. Den Heller hielt sie zu
Rate, und keinen Faden verschleuderte sie. Die drei Kinder hütete sie
wie. ihre Augäpfel. Besonders den schwächlichen, unbeholfenen Heinrich
schloß sie ins Herz. Er hatte so liebe Augen und ein so gutes Herz,