Full text: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.]] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1, [Schülerbd.])

großen Erstaunen solche Dinge vor sich, und ihr Eigentümer gab ihm 
alle gewünschte Erläuterung. 
Er erzählte, vor Jahr und Tag sei ein Fremdling fernher über das 
Alpengebirge gekommen zur Gemeinde Nuburik, ein Handelsmann aus 
dem Lande, von dem alte, dunkle Kunde gehe, daß da eine wärmere Sonne 
scheine und Menschen wohnten, die in allerlei Kunst denen des Alpen¬ 
landes weit vorausseien. Der habe Beile, Hämmer, Meißel und manches 
andere aus diesem blinkenden Stoffe gebracht und gegen Felle, Rinder, 
Schafe und Wolle eingetauscht. Dann nach Jahresfrist sei ein zweiter 
eingetroffen und habe kunstreichere Werke aus derselben Mischung zum 
Verkauf geboten: Schwerter, Dolche, Speer- und Pfeilspitzen, auch Töpfe, 
Schalen und außerdem gar seine Dinge: Fischangeln, hübsche Schmuck¬ 
sachen, zierliche Kämme, Armringe, Heftnadeln, Halsschnüre ans Kügelchen 
und Kettchen, die den Frauen gar wohl gefallen hätten. Dann seien 
Männer gekommen, die auf Saumtieren ganze Lasten der Stoffe gebracht, 
wie man sie aus den Bergen grabe. Die hätten sie geschmolzen und ans 
der Mischung des weißen und roten Erzes, des Zinns und Kupfers, 
dies blinkende harte Erz bereitet. Aber auch Gußformen hätten sie mit 
sich geführt und gezeigt, wie man verfahren müsse, und nun habe man 
das gelernt und verfertige selbst alle diese nützlichen und schönen Dinge. 
Dann habe man angefangen, in d^n eigenen Bergen zu graben, habe die 
Erze gefunden, und seitdem sei nun ein ganz neues Leben dort auf 
dem See zu Haus. Es komme da den Menschen alles leichter vor, 
und sie seien geweckter, beweglicher geworden. Aus dem großen Nach¬ 
barsee Leman und dann in Turik habe man in den letzten Zeiten diese 
wichtige neue Erfindung auch kennen gelernt und mit Eifer ergriffen. 
Zuletzt überreichte er dem Druiden ein zierliches Messer mit der Bitte, 
es von ihm anzunehmen. 
Der Priester aber zögerte, nach dem schimmernden Geschenk zu greifen, 
das etwas von einer gefährlichen Neuerung an sich hatte. Der Fremde 
mochte ahnen, was in der Brust des Druiden vorging. Auf dem Tische 
lag ein Bärenschinken, der bereits angeschnitten oder angemeißelt war. 
Man sah deutlich die rohen einzelnen Eingriffe des unzureichenden, 
steinernen Werkzeuges, das daneben lag. Der Fremdling trat hinzu und 
schnitt mit sicherem Druck uud Zug seines Erzmessers eine diinne Scheibe 
des rötlichen Fleisches herunter. Da zögerte der Druide nicht länger, 
das hübsche Geschenk anzunehmen: „Ich nehme die Gabe an, o Fremdling, 
und gebe dir deine Waffen zurück," erwiderte er, und mit freundlichen 
Worten entließ er den Geber zum Hause Odgals. 
Hier herrschte große Freude über den unerwarteten Besuch; brachte 
er doch auch Gastgeschenke, wie man sie hier noch niemals gesehen 
hatte: eine metallene Halsschnur, von gewundenen Erzfäden geflochten 
und mit Kugeln geziert, klingende Ohrglöckchen, Armspangen und Arm-
	        
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