Full text: [Teil 4, [Schülerbd.]] (Teil 4, [Schülerbd.])

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Rls der Tag zu grauen begann, brachen wir nach dem Lchlachtfelde 
auf, konnten aber erst um Mittag 5t. privat erreichen. Ls stand noch in 
Hellen Lammen,' fast alles, auch die Kirche, war ausgebrannt, nur 
wenige Däuser waren verschont geblieben. Nach langem hin- und herirren 
fand ich eine große 5cheune und mehrere daranstoßende Gebäude, in denen 
man die verwundeten unterbringen konnte. Oie 5cheunen waren voll 
Geröll,' ich hielt jeden 5oldaten, der noch gesunde Glieder hatte, an, beim 
Rusräumen mit behilflich zu sein, und ich habe keinen vergebens um Bei¬ 
stand gebeten. Ruch das gegenüberliegende Pfarrhaus richteten wir zum 
Lazarett ein. Zum Rbladen und Rufstellen unserer Kisten war kein 
Plätzchen frei, und wir mußten sie auf den Wagen öffnen, wir hatten nicht 
wenig mitgebracht, und doch war e§ so gut wie nichts dem gegenüber, was 
wir brauchten. Rußer Verbandzeug, Rrzneimitteln und den nötigsten 
Erquickungen enthielten unsere Kisten zum Glück Olivenöl, Laternen und 
kleine £üci)ter; hätten wir diese nicht gehabt, so hätten wir mit Tausenden 
von verwundeten die Nacht im Ginstern zubringen müssen, denn die Ort¬ 
schaften waren verlassen, und es war Mangel am Nötigsten. Wir halten 
kein Wasser und kein Brot; um nur etwas Sleischextrakt oder Tee zubereiten 
zu können, mußten wir jedes Tröpfchen Wasser, das sich in den Zisternen 
zusammengezogen hatte, benutzen; stundenweit im Umkreise war kein 
Wasser zu finden. Die Zahl der verwundeten war unübersehbar. Eine 
grausenhafte Nacht! Brennende Häuser, tote Menschen und Pferde, wo 
man ging und stand; fortwährendes Rb- und Durchmarschieren der 
Truppen; dazu das Jammern der verwundeten. Die Ltunden der Nacht 
brachten die Bilder des Tages mit doppelt grellen Farben wieder vor 
die 5eele. welchen Jammer werden manche Nachrichten in viele Familien 
bringen! wie mancher brave 5oldat wurde heute der Erde übergeben! 
wie freudig schlug sonst meine Brust bei unserer Volkshymne; — heute 
haben mir ihre Klänge fast das herz zerrissen, als sie über die Gräber 
der Gefallenen hin erschallten und die Sahnen sich darüber neigten. Ich 
dankte Gott, als die Nacht vorüber war. 
Rm andern Morgen ging jede von uns mit mehr Mut daran, Hilfe 
zu bringen. Die verwundeten mußten zuerst erftischt und genährt werden, 
wiederum wandte ich mich hierbei an jeden gesunden Loldaten, der mir 
unter die Hände kam, und stets wurde meine Bitte erfüllt. Endlich kamen 
auch Wagenreihen, um die transportfähigen verwundeten abzuholen. Ich 
fühlte Boden unter den Süßen; es war, als wenn Gottes Legen auf allem 
ruhte, was wir begannen. Offiziere und Loldaten kamen uns entgegen; 
selbst erschöpft, waren sie doch Immer zur Hilfe bereit. Eine Kammer 
mit Mehl wurde entdeckt, Lauerteig herbeigeschafft, und nun wurde 
geschlachtet, gebacken, gekocht und unsere Tätigkeit bald geregelt wie eine 
Maschine; alles griff ineinander und wirkte Hand in Hand." 
Kaum hatte die tätige Lamariterin in 5t. privat die größten 
Lchwierigkeiten aus dem Wege geräumt, als sie schon andern Tages 
nach dem kaum drei Viertelstunden entfernten 5t. Marie berufen wurde^
	        
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