Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4, [Schülerbd.]] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4, [Schülerbd.])

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Hundert bis hundertundzwanzig Gramm täglich reichen vollkommen für 
einen Menschen aus. — Das Fleisch ist arm an Wasser, dafür ist das 
Gemüse reich daran, das Gemüse ist arm an Eiweiß, dafür tut das 
Fleisch das seinige hinzu, und es stellt sich so eine Gleichmäßigkeit heraus, 
die gerade geeignet ist, ein Gemenge zu bilden, wie es das Blut braucht, 
das unsern Leib ernährt. 
Keine Stunde ist so angenehm wie die Abendstunde nach vollbrachtem 
Tagewerk, und das Volk hat recht, wenn es diese den Feierabend nennt; 
denn es liegt eine Feierlichkeit und eine Ruhe über sie gebreitet, die der 
Seele und dem Leibe wohltut. Auch die leiblichen Genüsse in diesen 
Abendstunden, auch die Speisen des Abendbrotes sollen nicht die Feierlich¬ 
keit stören durch eine Last, die man dem Magen aufbürdet. Das Essen 
soll nur ergänzen, was man in den letzten Stunden der Arbeit an Kraft 
verloren hat; es soll nicht im voraus gegessen werden, um Kraft zur 
nächsten Arbeit zu haben. Denn man hat die Nachtruhe vor sich, die 
am ungestörtesten ist, wenn der Magen wenig zu verarbeiten hat. 
Es sind deshalb zum Abendessen nur leicht ernährende Speisen zu 
wählen, und diese müssen auch, wenn der Schlaf ruhig vonstatten gehen 
soll, leicht verdaulich sein und mindestens zwei bis drei Stunden vor dem 
Schlafengehen genossen werden. Ein warmes Abendbrot ist für gesunde 
Menschen nicht notwendig. Denn das Mittagbrot wird nur darum 
warm genossen, damit der Leim und das Fett der Speisen flüssig bleiben; 
am Abend aber sind solche Speisen nicht ratsam, und man legt der Haus¬ 
frau nur eine Last auf, wenn man sie für das Abendessen auch noch an 
die Küche fesselt, wo sie sich schon am Tage genügend angestrengt hat. 
Wer indessen mit einem Butterbrot und einem Glas Bier oder besser 
Milch nicht zufrieden ist, der mag, wenn er es haben kann, etwas Käse 
essen; allein man hüte sich, Fettkäse als Speise für den Abend zu be¬ 
trachten; denn alle Fette sind schwer löslich im Magen; dahingegen sind 
alle Sauermilchkäse, wie z. B. unsere Sorten von Knhkäse, nicht nur 
leichter verdaulich, sondern sie reizen zugleich, wenn sie Kümmel und Salz 
enthalten, den Magen und befördern, wie eine Art Gewürz, die Absonde¬ 
rung des Magensaftes. Will man jedoch durchaus etwas Nahrhaftes 
zum Abend genießen, so versehen weichgesottene Eier diesen Dienst vor¬ 
trefflich. Der Nahrungsreichtnm der Eier steht dem des Fleisches voll¬ 
kommen gleich. Unsere Hühnereier vereinigen in sich alle Vorzüge des 
Fleisches; ja, das eigentlich Fleischgebende im Fleisch ist das Eiweiß, das 
seinen Namen vom Eiweiß der Eier entlehnt hat. 
In Gesellschaften und manchen Familien ist es üblich, eine Tasse Tee 
zum Abendbrot herumzureichen. Der Tee ist kein Nahrungsmittel, aber er 
hat alle Eigenschaften des Kaffees. Er erwärmt das Blut, er erhöht die 
Tätigkeit des Herzens, er verhilft zu einer gewissen Munterkeit des 
Geistes und belebt daher oft die Unterhaltung und die Gemütlichkeit.
	        
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