Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4, [Schülerbd.]] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4, [Schülerbd.])

mich her starrte, höre ich auf einmal hinter mir von der andern Seite 
des Hügels her ein Gemurmel, wie wenn einer eifrig mit sich selber redet, 
und als ich mich umwende, sehe ich ein knorpsiges Männlein im feuer¬ 
roten Rock und roter Zipfelmütze unten zwischen dem Heidekraut anf- 
und abstapfen. — Ich erschrak; denn wo war es plötzlich hergekommen! — 
Auch sah es gar so arg und mißgeschaffen aus. Die großen braunroten 
Hände hatte es auf dem Rucken gefaltet, und dabei spielten die krummen 
Finger wie Spinnenbeine in der Luft. — Ich war hinter den Dornbusch 
getreten, der neben den Steinen ans dem Hügel wächst, und konnte von hier¬ 
aus alles sehen, ohne selbst bemerkt zu werden. Das Unding drunten war noch 
immer in Bewegung; es bückte sich und riß ein Bündel versengten Grases 
aus dem Boden, daß ich glaubte, es müsse mit seinem Kürbiskopf vorn über¬ 
schießen; aber es stand schon wieder auf seinen Spindelbeinen und, indem 
es das dürre Kraut zwischen seinen großen Fäusten zu Pulver rieb, begann 
es so entsetzlich zu lachen, daß auf der andern Seite des Hügels die halb¬ 
toten Schafe aufsprangen und in wilder Flucht an dem Rain hinunterjagten. 
Das Männlein aber lachte noch gellender, und dabei begann es von einem Bein 
aufs andere zu springen, daß ich fürchtete, die dünnen Stübchen müßten unter 
seinem klumpigen Leibe zusammenbrechen. Es war grausenvoll anzusehen; 
denn es funkelte ihm dabei ordentlich aus seinen kleinen schwarzen Angen." 
Die Witwe hatte leise des Mädchens Hand gefaßt. „Weißt du 
nun, wer der Feuermann ist?" sagte sie. Maren nickte. 
„Das Allergrausenhafteste aber," fuhr Andrees fort, „war seine 
Stimme. ,Wenn sie es wüßten, wenn sie es wüßten!' schrie er, ,die 
Flegel, die Bauerntölpel!' Und dann sang er mit seiner schnarrenden, 
quäkenden Stimme ein seltsames Sprüchlein; immer von vorn nach hinten, 
als könne er sich gar daran nicht ersättigen. Wartet nur, ich bekomm's 
wohl noch beisammen!" Und nach einigen Augenblicken fuhr er fort: 
„Dunst ist die Welle, 
Staub ist die Quelle!" 
Die Mutter ließ plötzlich ihr Spinnrad stehen, das sie während der 
Erzählung eifrig gedreht hatte, und sah ihren Sohn mit gespannten Augen 
an. Der aber schwieg wieder und schien sich zu besinnen. „Weiter!" 
sagte sie leise. „Ich weiß nicht weiter, Mutter; es ist fort, und ich hab's 
mir unterwegs doch wohl hundertmal vorgesagt." Als aber Frau Stine 
mit unsicherer Stimme selbst fortfuhr: 
„Stumm sind die Wälder, 
Feuermann tanzet über die Felder!" 
da setzte er rasch hinzu: 
„Nimm dich in acht! 
Eh' du erwacht, 
holt dich die Mutter 
heim in die Nacht!"
	        
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