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2. Unter dem Schnee*
1. Wieviel schläft unter dem Schnee!
Das Korn im Felde, so weich bedeckt,
Viel tausend Knospen, so tief versteckt,
Bis all die schlafenden Augen weckt
Der Lerche Lied ans der Höh'.
2. Wieviel schläft unter dem Schnee,
Was neu erblühn wird zart und hold,
Wenn neu sein Banner der Lenz entrollt:
Des Veilchens Blau und der Primel Gold
Und Rosen in Fern und Näh'.
3. Wieviel schläft unter dem Schriee,
Was hingebettet ist matt unb mild,
Was nicht erwacht, wenn das Veilchen blüht,
Und nicht wird hören der Lerche Lied,
Geborgen vor Leid und Weh. —
Wieviel schläft unter dem Schnee!
3. UUnterTtUle*
1. Winterstille! Banges Schweigen
Hält in Zauberbann den Wald,
Wo nur schüchtern ans den Zweigen
Ein verlornes Stimmchen schallt.
2. Doch das Stimmchen hält das Hoffen
Auf die bessern Tage wach,
Da, dem Himmel wieder offen,
Zwischen Blumen geht der Bach.
3. O, wie bald wird wieder kosen
Linde Luft mit schwankem Korn,
Ulld wie bald glänzt voller Rosen,
Was heut ist ein kahler Dorn!