Contents: Naturkunde, Erdkunde, Geschichte, deutsche Sprachlehre, Münz-, Maß- und Gewichtkunde (Theil 2)

b e r Deutschen. 
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bestehen. Im Pcisseyrer Thal wurden sogar oberhalb Meran die Feinde 
vom „Franzosenbühel" herabgetricben, daß sie „wie Herbstlaub in die Stadt i6.N°v. 
herunterregneten" und eine andere Colonne von 1500 Mann wurde ganz in ik.Nov. 
der Nähe von Hofers Wohnsitz so ungestüm angefallen, daß nach blutigem 
Kampf der Ueberrest von 800 Mann das Gewehr strecken musste. Aber 
die von allen Seiten nachrückenden Massen erstickten nach und nach die letz¬ 
ten auflodernden Flammen einer in ihrem Ursprung höchst ehrenwertsten, 
damals thörichten Begeisterung. Im Pusterthal, wo am 9. April die ersten 
Schüsse fielen, krachten am 8. Dezember auch die letzten. Der Bewältigung 
des Landes folgte die Strafe. Die französischen Generale ließen Hunderte 
von Wehrlosen jedes Alters und Geschlechtes erschießen, hängen, ans Kreuz 
nageln, an den Schweif von Rossen binden, schleifen und unsäglich miss¬ 
handeln. Die Bayern im Norden verfuhren schonend und versöhnend. 
Und welch ein Schauspiel bot das Ende des Volkskriegs! Unzählige Dör¬ 
fer in Schutt und Asche, oder halb entvölkert, Kirchen geplündert und ent¬ 
weiht, Felder verwüstet, die öffentlichen Kassen leer, Tausende von Fami¬ 
lien in Elend und Trauer. Das Land selbst wurde dreifach zertheilt, der 
Norden fiel an Bayern, der Südwest an Italien, das Uebrige an das Kö¬ 
nigreich Jllyrien. Auf die flüchtigen Führe? des Volks wurde eine rastlose 
Jagd gemacht; deren man habhaft werden konnte, die starben den Henker¬ 
tod, aber alle furchtlos, meist mit unverbundenen Augen. Hofer konnte nach 
Oestreich entfliehen, wie es dem Kapuziner und Speckbacher, diesem nach 
unerhörten Leiden und Gefahren, gelang. Aber er wollte auf Tyroler Erde 
leben, oder sterben. Er floh auf eine der höchsten Alpen, aber von einem 
verrätherischen Pater geführt nahmen ihn die Franzosen in seiner Felsen- 1810 
schluckt gefangeu. Er ergab sich ohue Todesfurcht, wurde von italienischen 28'3slrt‘ 
Soldaten misshandelt, am Bart gezaust, halb nackt über Eis und Schnee 
hinabgeführt, auf einen Wagen geworfen, nach Mantua gebracht und dort 
erschossen. Vorsitzer des Kriegsgerichts, das ihn verdammte, war derselbe ro.Febr. 
General Bisson, der 10 Monate früher mit 3000 Mann vor einer regel¬ 
losen Bauernschar das Gewehr gestreckt hatte. 
H ofer's 
Zu Mantua in Banden 
Der treue Hofer war, 
Zu Mantua zum Tode 
Führt ihn der Feinde Schar: 
Es blutete der Brüder Herz, 
Ganz Deutschland, ach! in Schmach und 
Schmerz! 
Mit ihm das Land Tyrol! 
Die Hände auf dem Rücken 
Andreas Hofer ging, 
Mit ruhig festen Schritten, 
Ihm schien der Tod gering; 
Der Tod, den er so manchesmal 
Vom Jselberg geschickt ins Thal, 
Im heil'gen Land Tyrol! 
Tod. 
f Doch als aus Kerkergittern 
- Im festen Mantua 
î Die treuen Waffenbrüder 
! Die Hand' er strecken sah, 
! Da rief er laut: „Gott sei mit euch, 
Mit dem verrathnen deutschen Reich 
Und mit dem Land Tyrol!" 
Dem Tambour will der Wirbel 
Nicht unter'm Schlägel vor, 
Als nun der Sandwirt Hofer 
Schritt durch das finstre Thor, 
Andreas noch in Banden frei, 
Dort stand er fest auf der Bastei, 
Der Mann vom Land Tyrol.
	        
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