Object: Leitfaden beim Unterrichte in der Geographie

134 Dritter Abschnitt. 
stammende Josephs -Kanal führt einen Theil des Fluß- 
Wassers nach der südlich vom Delta gelegenen fruchtbarsten 
Provinz, Fayüm, wo der in alter Zeit Vorhandeue Möris-See 
als Behälter diente, um je nach Bedürfnis? den zu trockenen 
Landstrecken Wasser zuführen zu können. Die in den Gegenden 
des Aequators zu Ende des März fallenden gewaltigen Regen 
machen, daß der Nil bedeutend steigt, und diese Wasser ge- 
langen-. Mitte Juni nach Aegypten. Der Fluß steigt bei 
Aswkn allmählig um 40 F., am Delta um 24 F., und setzt 
seiue beiden User unter Wasser, so daß von Mitte August 
Uuter-Aegypten einem Meere gleicht. Ende Septembers hat 
der Nil seine größte Höhe erreicht. Dann fällt er, das Land 
bedeckt sich mit dem schönsten, üppigsten Grün und gleicht einem 
Garten. Im März beginnt die Ernte, und im April ist 
der Nil am niedrigsten. In den folgenden Monaten gleicht 
ein Theil des Landes einer Wüste. Die Feuchtigkeit und der 
aus dem Nilwasser sich absetzende Schlamm machen den Boden 
überaus fruchtbar. 
Im N. Aswans, 4000 E., liegen in einer Erweiterung des Nil- 
Thales, in der Thebais, die Ruinen der alten Tempel-Paläste des 
hundertthorigen Thebens, die Reste der colossalsten Bauwerke, welche es 
gibt, älter als 4uo0 Jahre. Von der Stadt selbst ist nichts übrig. 
Man benennt die Ruinen jetzt nach den erbärmlichen, daran und darin 
gelegenen Dörfchen Lnksor und Karnak. Gegenüber, auf dem linken 
User des Nil lag ein anderer Theil ver Stadt, das Memnonium, und die 
daneben sich hinziehenden Felswände enthalten die unter dem Namen der 
Königsgräber berühmten, an Bildwerken und Alterthümern so reich aus- 
gestatteten, zahlreichen Grabkammern. Etwas südlicher erheben sich die 
riesigen, steinernen, sitzenden Memnons-Statnen. — Siut, 30.000 E., 
am Nil, ist die Hauptstadt Ober-Aegyptens — Die Hauptstadt Unter- 
Aegyptens, am Süd-Eude des Delta gelegen, ist Kairo, 282.000 E., 
außer Koustautinopel die größte Stadt des türkischen Reiches, die Residenz 
des Vicekönigs von Aegypten. Einige Stunden im SW. davon (21/4 SN.) 
stehen unfern des Dörfchens Dschiseh (Gizeh) ans dem mehr als 90 F. 
über dem Nil erhabenen Wüsten-Plateau die drei großen (nebst 6 kleinen) 
Pyramiden, jede ein Familiengrab eines alten Königs. Die größte 
derselben hat 421V4 P- F- H- und jede ihrer vier Seiten ist 700 P. F. lg. 
Neben der zweiten liegt die halb im Sande vergrabene, steinerne. >75 P. 
Fuß lange Sphinx,- eine Darstellung des Sonnen-Gottes. Entfernter 
liegen andere Gruppen kleinerer Pyramidem Südlicher, am Möris-See. 
befand sich das Labyrinth. Nördlich von den Pyramiden deuten spärliche 
vom Sande bedeckte Reste die Lage des alten Memphis an, der zweiten 
ungeheuren Stadt Aegyptens, die an Größe und Pracht mit Theben wett- 
eifern konnte, einst die mächtige Hauptstätte des Gölterdieustes, der Gelehr¬ 
samkeit und des Handels. Nördlich von dieser Stelle zieht sich das T hal
	        
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