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Aus der Dichtung neuerer und neuester Zeit.
Annette Kretin von Droste-Hülshoff.
1797—1848.
Oeäiedte. 1. Auflage. Stuttgart 1844.
1. Das thaus in der I)eide.
1. Wie lauscht, vom Abendschein
umzuckt,
Die strohgedeckte Hütte,
Recht wie im Nest der Vogel duckt.
Aus dunkler. Föhren Mitte.
2. Am Fensterloche streckt das Haupt
Die weißgestirnte Sterke,
Bläst in den Abendduft und schnaubt
llnd stößt ans Holzgewerke.
3. Seitab ein Gärtchen, dornumhegt,
Mit reinlichem Gelände,
Wo matt ihr Haupt die Glocke trägt.
Ausrecht die Sonnenwende.
4. Und drinnen kniet ein stilles Kind,
Das scheint den Grund zu jäten,
Nun pflückt sie eine Lilie lind
Und wandelt längs den Beeten.
6. Und von der Tenne ab und an
Schallt es wie Hammerschläge,
Der Hobel rauscht, es fällt der Span,
Und langsam knarrt die Säge.
7. Da hebt der Abendstern gemach
Sich aus den Föhrenzweigen,
Und grade ob der Hütte Dach
Scheint er sich mild zu neigen.
8. Es ist ein Bild, wie still und heiß
Es alte Meister hegten.
Kunstvolle Mönche, und mit Fleiß
Es auf den Goldgrund legten:
9. Der Zimmermann — die Hirten
gleich
Mit ihrem frommen Liede,
Die Jungfrau mit dem Lilienzweig,
Und rings der Gottesfriede.
5. Am Horizonte Hirten, die
Im Heidekraut sich strecken
Und mit des Aves Melodie
Träumende Lüfte wecken.
10. Des Sternes wunderlich Geleucht
Aus zarten Wolkenfloren ■—-
Ist etwa hier im Stall vielleicht
Christkindlein heut geboren?
2. Der Knabe im Moor.
1. O schaurig ist's, übers Moor zu gehn.
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Lüfte drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt.
Wenn aus der Spalte es zischt und singt
O schaurig ist's übers Moor zu gehn.
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!