Full text: L. Englmanns mittelhochdeutsches Lesebuch

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2375 Dö sprach der alde Hildebrant: „ja geniuzet si es niht, 
daz si in slahen torste. swaz halt mir geschiht, 
swie er mich selben brahte in angestliche nöt, 
'edoch sö wil ich rechen des küenen Tronegeres töt.“ 
2376 Hildebrant mit zorne zuo Kriemhilde spranc, 
er sluoc der küneginne einen swaren swertes swanc. ; Be 
jä tet ir diu sorge von Hildebrande we. T 
waz mohte si gehelfen, daz si sö greezlichen schr6? 
2377 Dö was gelegen aller dä der veigen lip. 
ze stücken was gehouwen dö daz edele wip. 
Dietrich und Etzel weinen dö began: 
sie klageten innecliche beidiu mäge unde man. 
2378 Diu vil michel &re was dä gelegen töt, 
die liute heten alle jämer unde nöt. 
mit leide was verendet des küniges höchgezit, 
als ie diu liebe leide zaller jungeste git. 
2379 Ine kan iu niht bescheiden, waz sider dä geschach: , 
wan ritter unde vrouwen weinen man dä sach, # 
dar zuo die edeln knehte, ir lieben friunde töt, | 
hie hät daz mare ein ende: daz ist der Nibelunge nöt. 
Gudrun. 
‚Versmaß s, u. “Erläuterungen“.) 
I. Vom wilden Hagen. 
Das Königskind Hagen von Irland wird von einem Greif!) geraubt und nach einer 
einsamen Insel entführt. Hier findet er bei drei Königstöchtern, die dasselbe Geschick früher 
bierher gebracht, Zuflucht und Pflege. Herangewachsen erschlägt er den Greif samt den 
Jungen, Der stete Kampf um die Bedürfnisse des Lebens läßt ihn körperlich und geistig 
schnell reifen (älteste Robinsonade Str. 97—99, 104). Endlich entdecken die Gefangenen 
ein Schiff, das sie in Hagens Heimat führt. An einem goldenen Kreuzlein erkennt ihn 
seine Mutter: „So lange mußt ich siechen, nun bin ich ganz gesund‘“?). Nach kurzer Zeit 
feiert Hagen mit einer seiner Retterinnen, Hilde von Indien, Hochzeit. Die Tochter aus 
dieser Ehe, gleichfalls Hilde genannt, erblüht zur herrlichsten Jungfrau und wird viel um- 
2375, 2 torste Prt. von tar (8 39) wagte. 3 swie obwohl s. 2198, 1. 
2376, 2 sweere „einen drückenden Schmerz erzeugend“, schmerzend (nhd. schwären 
u. schwer), 3 sorge Furcht (vor). 4 schre 8 33 I. 
2377, 1 veige =? 4 beidiu 1835, 2. 
2378, 1 &re Abstraktum st. Konkretum: aller, was groß und herrlich war. 4 vgl. 
17, 3. 
2379, 1 bescheiden Bescheid geben, berichten. 2 wan nur soviel weiß ich. 3 töt 
Obj. zu weinen = beweinen,
	        
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