48. Kaspar Winzerer von Tölz.
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Kern seiner „Kinder" bestand aus Altbayern. Am Sitze des Pflegers
zu Tölz wurde die Werbetrommel gerührt und das Sturmfähnlein auf¬
gepflanzt. Hier konnte man sich zum Solddienste melden. Jedes Fähn¬
lein zählte vierhundert gute Knechte. Im Heere Winzerers waren gar
manche Tölzer, Jsarwinkler und Söhne des bayerischen Hochlands
überhaupt; denn Kaspar Winzerer war für Altbayern, was der berühmte
Landsknechtvater Georg von Frundsberg für Schwaben war. Aus seinem
Leben sind besonders folgende Taten bemerkenswert.
Während des unseligen Landshuter Erbfolgekrieges (1504) suchte
böhmisches Kriegsvolk wie vor Zeiten die Hussiten die Oberpfalz heim
und raubte und sengte. Da brachen der Herzog Albrecht von Bayern
und der Kaiser Maximilian in Person gegen sie auf. Winzerer stieß
mit seinen Fußknechten bei Regensburg zu ihnen. Am nächsten Morgen
rückte die vereinte Macht über Stadtamhof hinaus zur Brücke über den
Regen gen Wenzenbach. Die Böhmen bildeten hier mit ihrem Schanz¬
zeug eine feste Wagenburg. Beim Kampfe kam der Kaiser in arge
Not. Als die Bedrängnis am höchsten war, drangen die Landsknechte
unter Winzerer todverachtend vor, retteten den Kaiser und erstürmten
die Wagenburg. Die Böhmischen wurden so furchtbar geschlagen, daß
nur wenige derselben ihr Heimatland erreichten. Dieser Sieg über
einen Feind, der schon unsägliches Unglück über Deutschland gebracht,
war ein Hauptereignis der damaligen Zeit. Der Kaiser schlug den
tapferen Winzerer, dessen Waffengefährten Georg von Frundsberg
und ein paar andere noch auf dem Schlachtfelde zu goldenen Rittern,
verlieh jedem eine güldene Kette nebst vergoldetem Schwerte und solchen
Sporen.
Nach dem Tode seines Vaters ward der edelfeste Ritter Kaspar
Winzerer Pfleger zu Tölz. Er gehörte auch zum Rate des Herzogs
von Bayern.
Als Winzerer einmal nach Wien reiste und den Kaiser besuchte, lud
ihn dieser zum Turniere. Kaiser Maximilian, der letzte Ritter, würdigte
den bayerischen Helden der großen Ehre und ritt mit ihm selbst in die
Schranken. Winzerer und sein erlauchter Partner waren vom Kopf bis
zum Fuß in vollständiger Eisenrüstung und prallten aneinander, daß
vom gewaltigen Stoß die Lanzen splitterten und die Schäfte in die Luft
flogen. Keiner der beiden aber wurde bügellos.
Auch in dem Kriege zwischen dem König Franz I. von Frankreich
und dem Kaiser Karl V. von Deutschland erwarb sich unser Lands¬
knechtobrist Winzerer mit seinem Fähnlein Lorbeeren. König Franz
war in Italien eingebrochen und belagerte Pavia. Ein deutsches Heer