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wenn da nicht plötzlich der schöne, rote Vogel herangeflogen wäre.
Der setzte sich auf ihre Schulter und sah sie mit den kleinen, blanken
Augen freundlich an. „Was schenkst du mir, Mariechen, wenn ich
dir die Sonne rufe?" piepte er. „Einen Kuß, einen süßen Kuß!"
ries die Kleine froh, und damit faßte sie auch schon den lieben Vogel
um den Hals und gab ihm einen herzhaften Kuß gerade auf den
Schnabel. Da nickte er ihr zu, flog in die Lust und hüpfte auf den
allerhöchsten Baum, ganz oben auf die Spitze. Dann fing er an
zu singen, erst zart und leise, dann immer jubelnder und zuletzt
so schmetternd und glückselig, daß alle Blumen die Köpfchen hoben
und alle Tiere im Walde erstaunt auf das schöne Lied horchten-
Mariechen aber tanzte vor Freude; denn kaum hatte der Vogel
zu singen angefangen, da war es Heller und Heller geworden, und
plötzlich war die Sonne groß und leuchtend hinter den schwarzen
Wolken hervorgekommen. Die aber flogen davon, so schnell sie
konnten; der Wind legte sich still der Sonne zu Füßen; der Regen
kroch in die Erde, und über dem Felde schimmerte ein prächtiger
Regenbogen.
„Ei, meine allerliebste, schöne Sonne!" jauchzte Mariechen und
streckte beide Arme nach ihr aus. Dem schönen Vogel aber, der
hoch oben in den Zweigen schaukelte, warf sie noch ihr bestes Ku߬
händchen zu.
Dann lief sie nach Hause, und ihr werdet's euch schon denken:
Fritz bekam die ganze Geschichte von A bis Z vorerzählt. Ja, da
merkte er, daß er doch noch nicht alles wußte!
Paula Debmel.
!5. Die Blumen.
1. Wer hat die Blumen nur erdacht,
wer hat sie so schön gemacht,
gelb und rot und weiß und blau,
daß ich meine Lust dran schau?
2. Wer hat im Garten und im Feld
sie so auf einmal hingestellt?
Erst war’s doch so hart und kahl,
blüht nun alles auf einmal!