Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen

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den Krieg erklären müsse. Hierauf erfolgte am 1. November die Kriegs- 
erklärung des Kaisers Nikolaus, der sich inzwischen vergebens um ein 
Bündnis mit Österreich und Prenßen bemüht hatte. 
Ausbruch und Verlauf. Der Oberbefehlshaber der türkischen 
Armee, Omer Pascha (ein früherer österreichischer Deserteur), besetzte 
Kalafat (in der Walachei), und eine türkische Heeresabteilung, die bei 
Oltenitza eine feste Stellung eingenommen, schlug den Angriff des russischen 
Geuerals Dannenberg siegreich zurück. Dagegen wurde die türkische Flotte, 
die sorglos bei Sinope vor Anker lag, von der russischen überfallen und 
bis auf einen einzigen Dampfer weggenommen. Als hierauf die englisch- 
französische Flotte aus dem Bosporus in das Schwarze Meer einlief, kehrte 
die russische nach Sebastopol zurück. — Unterdessen waren die Gesandten 
der vier übrigen Großmächte zu Wiep unausgesetzt bemüht gewesen, eine 
friedliche Lösung der „orientalischen Frage" herbeizuführen, uud es 
wurde von ihnen ein Protokoll unterzeichnet, das der Türkei ihren un¬ 
geschmälerten Besitzstand verbürgtes 
indessen der Kaiser Nikolaus nicht nur jede Vermittlung entschieden 
ablehnte, sondern auch in den Donaufürstentümern wie in einem eroberten 
Lande schaltete, erfolgte im März 1864 die Kriegserklärung der Westmächte 
(England und Frankreich) an Rußland, während Österreich sich daraus be¬ 
schränkte, durch die Ausstellung eines Armeekorps von 50 000 Mann an 
der türkischen Grenze einen Ausstand Serbiens und Montenegros zu ver¬ 
hindern^ Gegen Ende März erschien in der Ostsee eine englische Flotte 
unter dem Admiral Charles Napier, mit welcher sich später eine gleich 
starke französische vereinigte; sie wagten jedoch seinen Angriff auf die großen 
russischen Kriegshäfen Kronstadt und Sweaborg, sondern begnügten sich mit 
der Blockade der russischen Ostseehäfen und der Erstürmung der Festung 
Bomarsund (auf einer der Älandsinfeln). Ungleich wichtiger waren die 
Ereignisse aus dem südlichen Kriegsschauplätze. Nach einer Reihe blutiger 
Gefechte an der Donau im Jannar 1854, von denen die meisten zum 
Nachteile der Russen ausfielen, ließ Kaiser Nikolaus die russische Haupt¬ 
armee unter Paskewitsch über die Donau gehen, um die Festung HL- 
. listria_ zu belagern, in der sichern Erwartung, daß Omer Pascha zum 
Entsätze derselben herbeieilen und den Russen durch eine Hauptschlacht Ge¬ 
legenheit znr Wiederherstellung ihres Wasienruhmes geben werde. Diese Er¬ 
wartung schlug jedoch fehl, und Paskewitsch sah sich durch die hartnäckige Ver¬ 
teidigung der Festung genötigt, den Rückzug anzutreten. Da Österreich sich 
mittlerweile durch einen mit den Westmächten geschlossenen Vertrag znr Be¬ 
setzung der Donaufürstentümer verpflichtet hatte, forderte der Kaiser Franz 
Joseph die Räumung derselben, und da der Kaiser Nikolaus einen Krieg mit 
Österreich um jeden Preis vermeiden wollte, leistete er dieser Aufforderung Folge. 
Unterdessen hatten sich Frankreich und England, nachdem sie einen 
Versuch der Griechen, sich zu Guusten Rußlands in den Krieg einzumischen,
	        
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