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Friesen und Hessen. Bei Geismar in Hessen fand er eine uralte,
dem Donnergotte heilige Eiche, unter welcher die heidnischen Be¬
wohner dieser Gegend ihre Opfer darzubringen pflegten. Sobald
der heilige BonifaciuS erfuhr, daß dieser Baum für unverletzbar galt,
legte er, um den Aberglauben zu überführen, die Axt au denselben.
Erschrocken standen die Heiden umher und blickten bald nach dem
Apostel, bald nach dem Himmel, ob der Gott nicht seinen Blitzstral
zerschmetternd auf den Frevler herabschleudern würde. Als aber
endlich der Baum fiel, und BonifaciuS unverletzt blieb, entsagten
sie ihren ohnmächtigen Göttern und ließen sich taufen. BonifaciuS
bauete aus dem Holze deS gefällten Baumes ein Kirchlein und wei-
hete es dem heiligen Petrus. Er ließ auS England Priester kommen
und vertheilte sie als Gehülfen seines großen Werkes in Sachsen, in
Thüringen, in Bayem.' Die Wohnplätze der Glaubensboten wur¬
den die Grundlage von Klöstern, au« denen die Brüder ausgingen,
die Pflanzung zu ergänzen und zu pflegen. Der Papst ernannte den
siommen Seeleneiserer zum Erzbischöfe aller bekehrten Länder und
ertheilte ihm zugleich die Vollmacht, Bisthümer in denselben zu er¬
richten. Rastlos drang er weiter in das Innere von Deutschland
und stiftete viele Bisthümer und Schulen. Neben dem schon errich¬
teten Bisthume Passau stiftete er in Bayern noch die bischöflichen
Sitze zu Freisingen und Regensburg, für Thüringen das Bisthum
Erfurt und mehre andere. Auch für eine große Bildungsschule des
mittleren Deutschlands sorgte BonifaciuS. Er gründete im Jahre
744 durch seinen trefflichen Schüler Sturm, der aus dem Norikum
gebürtig war, das Kloster Fulda und legte dadurch den Grund zu
der Stadt Fulda, die aus den vielen Ansiedelungen um das Kloster
entstanden ist. Er selbst nahm im Jahre 748 im Auftrage des
Papstes und auf den Wunsch des fränkischen Hausmeiers Pipin
seinen festen Sitz als Erzbischof in der Stadt Mainz, und nicht
nur die neu gestifteten, sondern auch die älteren deutschen Bisthümer
wurden ihm untergeordnet.
Unter rastlosen Bemühungen war der heilige BonifaciuS bereits
Mi Greise geworden. Nachdem er seine kirchlichen Einrichtungen
in Deutschland hinlänglich befestigt hatte, legte er unter päpstlicher
Genehmigung seine Würde als Erzbischof von Mainz in die Hände