Full text: Von Alexander d. Gr. bis Christus (Bd. 3)

306 Siebenter Zeitraum. 
all furchtbar machten. Unaufhörlich standen unter ihnen ver⸗ 
wegene Menschen auf, die sich für den Messias ausgaben, 
und alles aufwiegelten. In den letzten Regierungsjahren 
Trajans griffen zuerst die Juden in der Landschaft Bar— 
kan in Africa zu den Waffen, überfielen alles, was nicht 
Jude war, und mordeten es aus wilder Rachsucht. Ja, sie 
fraßen vor Wuth das Fleisch der Getödteten, rissen ihnen 
die blutigen Gedärme aus, und gürteten sie sich um den 
Leib. Gefangene durchsägten sie der Länge nach, oder ließen 
sie von wilden Thieren zerreißen, oder sich unter einander 
selbst zerfleischen. Ueber 200,000 Menschen sollen auf diest 
Weise von den rebellischen Juden getödtet worden sein. Hier— 
auf rückten sie in einem geschlossenen Haufen nach Aegypten 
vor, wurden mehrmals geschlagen, aber nie ganz uͤnterdrückt. 
Auf der Insel Cypern ermordeten die Juden 240,000 In⸗— 
wohner, und legten die Hauptstadt Salamis in Asche. In 
Judäa hatte Hadrian mit denselben einen vierjährigen Krieg 
zu führen, in den er seine besten Feldherren sandte. Es 
wurden mehrere Schlachten geliefert, 50 Festungen und hei— 
nahe 1000 Ortschaften zerstoört, und Judäa blieb lange Zeit 
eine menschenleere Einöde. So war es kein Wunder, daß 
anfangs auch die Christen, als eine Judensecte angesehen, 
den Römern äußerst verhaßt und verdächtig waren. 
Zum andern meinte mancher sonst gute Kaiser, Roms 
Götter wären es, welche Roms Herrschaft schützten, und 
betrachtete daher jeden, der die Götter Roms nicht anbetete, 
als einen Feind des römischen Vaterlandes. Weil nun die 
Christen den römischen Göttern nicht huldigen durften und 
wollten, so galten sie für Feinde des Vaterlandes, obschon sie 
täglich für das Heil der Kaiser beteten. Und wenn auch Ver 
nünftigere unter den Heiden diesen Wahn nicht theilten, 
standen doch damals Heidenthum und Staatsthum, die beide 
wegen ihrer inneren Schwäche, äußerer Stützen nicht ent 
behren konnten, in so enger Verbindung, daß man mit dem 
Sturze des ersten auch den Fall des zweiten befürchtete. Die 
pflichtgemäße Weigerung der Christen, unerlaubte Handlungen 
zu begehen, wurde als Verachtung der Staatsgesetze und als 
Trotz gegen die Herrscher gedeutet. 
Drittens waren es die Götzenpriester, welche zur Rachs
	        
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