Object: Streifzüge durch die Welt der Großstadtkinder

Einleitung. 
15 
die Kunst der Großen. Und so ist's rechts denn es kommt 
hier vor allem darauf an, die Übergangsjahre, wo die lKallust 
vor der Kritik und vor der Pedanterie des offiziellen Zeichen¬ 
unterrichts versiegt, mit neuen, lohnenden Malproblemen 
anzufüllen. — Für den Anschauungsunterricht aber gilt der 
Satz, daß man eine Form nur dann sicher im Kopf hat, wenn 
man sie zugleich auch in der Hand hat. Alles also, was über 
die Formen der Dinge gesagt werden muß, werden wir nur 
in Verbindung mit gleichzeitigen Zeichenübungen sagen. Und 
— wir werden die Formen lieber zeichnen als beschreiben lassen. 
Aber wo bleiben die Anschauungsbilder, die Leutemann, 
Winkelmann usw.? Nun, sie wollen ja Naturgeschichte, und 
soweit naturgeschichtliche Objekte in unsere „Kulturgeschichte" 
hineinreichen, so weit genügen auch die Anschauungen, die sich 
bei den Kindern durch eine lebensvolle Schilderung wieder in 
die Erinnerung zurückrufen lassen. — Möchten wir nun statt 
der Bilder von unseren Haustieren ähnliche Einzelbilder aus 
unserer städtischen Welt? vielleicht Herd, Straßenbahn, Spreng¬ 
wagen, Bäckerwagen, packhaus, Schiff, Anker, lvinde, Kran usw. 
— Ich denke, diese Bilder bedeuten eine große Gefahr — 
sie predigen's doch mit allen Mitteln, sie schreien es geradezu 
heraus: Seht, so und so und so sehe ich aus, sieh mich genau 
an, sieh alle Teilchen genau an, sonst kennst du mich nicht, 
und wenn du mich nicht kennst, na — wie soll's denn mit 
dir weitergehn? — Sie predigen Pedanterie und Schematismus, 
sie verleiten zur übertriebenen Detailarbeit und zur unnützen 
Gedächtnisbelastung. Fort mit diesen geschmacklosen, suber- 
klugen Bildern. „Es ist eine verhängnisvolle Täuschung unseres 
Unterrichtswesens, daß das nur gedächtnismäßig Angeeignete 
auch einen höheren Wert in sich trage als den, daß es eine 
mechanische Vermehrung des Wissens herbeiführe. Aber einer 
noch größeren Täuschung gibt man sich hin, wenn man meint, 
daß solche Stoffe, die ihrer Natur nach nur Wissensstoffe und 
Füllmaterial des Geistes sind, durch veranschaulichungsmittel 
in geistbildende Stoffe umgesetzt, also dem inneren Verständnis 
näher gebracht werden können. Es gibt eine große Menge
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.