Ludwig XIL. 137
und Gott sei Dank, daß wir hier in so guter Absicht zu—
sammen sind.“ Die Engländer konnten nicht genug ruͤhmen,
was für ein lieber Herr der König von Frankreich sei. Und
doch betrog dieser liebe König von Frankreich die Engländer
immer. Zwar zahlte er an Eduard das versprochene Jahr—
geld regelmäßia, gab auch sogar dessen Minister einen jähr—
lichen Sold; aber alle Briefe, die aus seinem Lande an den
englischen König abgingen, ließ er sich zuschicken, und dafür
täuschend nachgeahmte Abschriften nach England gelangen.
Der Mann, der die fremden Hände so kunstreich nachahmte,
erhielt für jeden abgeschriebenen Brief 100 Thaler, und
Ludwig erfuhr, welche von seinen Vasallen mit England
noch hielten; diese mußten es dann hart büßen.
Seinen Connetable, den Grafen von St. Paul, traf er
endlich auch auf seinen Schlichen, und schickte Truppen ge—
gen ihn. Der Graf flieht zu Karl dem Kühnen, und tritt
ihm alle seine Güter ab, wenn dieser ihn schützen wolle.
Ludwig hatte Karln auch des Connetable Güter versprochen
wenn er ihn ausliefern wolle. Was war nun zu thun?
Herzog Karl entsendet den Connetable nach Paris, der da
selbst als ein gemeiner Mörder auf dem Markte enthauptet
wird, obschon er Ludwigs Schwager war, und Karl von
Burgund bekommt dessen Gebiet. So wetteifert hier Falsch—
heit gegen Falschheit. Ludwig sah wohl, daß er das Ge—
schenk bald wieder erlangen könnte. Nach kurzer Zeit fällt
Karl von Burgund vor Nancy, da er Lothringen erobern
wollte, und am Abend desselben Tages wußte Ludwig es
schon in Paris, denn er hatte in seinem Reiche reitende
Posten eingeführt. Gleich riß er bedeutende Stücke von
Burgund ab, obschon er nicht hindert konnte, daß die Erb—
prinzessinn Maria dem österreichischen Prinzen Maximi—
hian die Hand gab. Nach einer 15jährigen Ehe starb
Maria, und hinterließ zwei Kinder von Maximilian, Phi—
sipp und Margaretha, über welche der Vater Maxi—
milian nicht einmal die Vormundschaft bekam. Ludwig griff
abermals zu, nahm die Prinzessinn Margaretha an seinen
Hof, und bestimmte sie zur Gemahlinn für seinen Dauphin
Dies war seine letzte politische Handlung, denn der Tod
näherte sich ihm. Je mehr seine Kräfte schwanden, desto