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Dir beuge sich der Tiere wilde Kraft,
Beherrsche sie, doch sonder Leidenschaft.
Er hört's, er sieht des Weltalls Harmonie,
Die auch der Tiere Welt der Schöpfer lieh,
In ihr ein Bild auch von der Menschen Wesen,
Wie ihnen ward ein Herrscher auch erlesen,
Zu ordnen Arbeit und Geselligkeit;“
Er schaut der Tiere Kraft und Munterkeit,
Er freut sich ihrer Schönheit, ihres Thun'
Im Spiel der Kraft und wenn sie sorglos ruhn;
Doch wahrt er auch dem menschlichen Geschlecht
Das ihm von Gott verliehne Herrscherrecht.
Er macht sich dienstbar alle Kreatur,
Beherrscht die Kraft, veredelt die Natur,
Des Waldes Tier, es wird sein Hausgenoß,
Den Streiter tragt zur Schlacht das stolze Roß,
Es wird zum Kampfgenoß in Kampf und Krieg,
Erhebt sein Haupt im Festzug nach dem Sieg,
Und wo ein Held im Kampf sein Leben gab,
Da sinkt eö trauernd auf das Heldengrab. —
Dem Tier, das seine Freiheit ihm gegeben,
Giebt er ein Heim, giebt Ordnung seinem Leben,
Gewährt er Schutz vor dem, der es bedroht,
Verläßt es nicht in Krankheit und in Not,
Giebt gern ihm Freude auch an Festes Tag,
Daß freudig auch es ihm gehorchen mag.
So macht von eurem Herrscherrecht Gebrauch
Und sorgt für eure Tiere freundlich auch.
Schont Waldes Tiere, daß Gesang erfreut
Das Herz, wenn dann sich Wald und Flur erneut.
Noch eines: Auch der zarten Blüten Pracht
Im Garten, Wald und Feld hat Gott gemacht,
Er will, daß ihr nicht Reis und Blüte knickt,
Mutwillig das versehrt, was ihr erblickt;
Ihr sollt bewahren in dem Gottesgarten
Die Pflänzlein, die des neuen Frühlings warten.
Der Schöpfer in der ganzen Schöpfung waltet
Er will, daß ihr, was er erschuf, erhaltet.
III.
131. Betrachtung über das Weltgebäude.
Die Erde.
Nach dem Augenschein und nach dem allgemeinen Glauben ist die Erde
mit allen ihren Bergen und Thälern eine große, runde Fläche, gleich einer un¬
geheuer großen Scheibe. Am Rande derselben kommt nichts mehr; dort ist gleich¬
sam der Himmel an sie angefügt, der, wie eine große, hohle Halbkugel, über ihr