Full text: Von Rudolph von Habsburg bis zur Entdeckung von America (Bd. 5)

226 Vierter Zeitraum. 
stand schon am Brandpfahle, als ein Priester ihn ermahnte, 
boch Christ zu werden, und als Christ zu sterben, damit er 
in den Himmel käme. „Sind auch Spanier im Himmel?“ 
— fragte der Verurtheilte. „Ja — war die Antwort — 
aber nur gute!“ — „Auch die besten Spanier taugen nichts 
— sprach der Kazike — ich mag mit den Spaniern nicht 
im Himmel sein.“ So sprach er, und ließ sich als Heide 
verbrennen. Die Spanier können es nicht verantworten, die 
Völker America's im Anfange so gegen die wahre Religion 
erbittert zu haben Scheint doch die Fürsehung die Entdeckung 
America's dazu recht veranlaßt zu haben, daß die vielen 
Stämme dieses Erdtheils aus ihrem Aberglauben und ihrer 
sittlichen Versunkenheit gerissen würden. 
Die Grausamkeit der Croberer wird uns weniger un— 
begreiflich, wenn wir bedenken, daß es meist Abenteurer, 
der Abschaum der Völker, Menschen ohne Vermögen und 
ohne Grundsätze, ja erklärte Verbrecher waren, welche die 
ersten Colonien bildeten. Nicht eine höhere Idee, wie bei den 
meisten Kreuzfahrern, nicht ein wissenschaftliches Interesse, 
wie bei manchen Gelehrten, nicht Gottes und Menschen— 
liebe, wie bei den Glaubensboten, sondern nur Durst nach 
Gold und zügellosser Freiheit hatte sie zum Auswandern 
vermocht. Indeß fanden die unglücklichen Americaner,“ — 
dies sind die Worte eines protestantischen Schriftstellerss 
Werlheidiger an den Geistlichen, und besonders an den Do— 
minicanermönchen, welche nach der neuen Welt gekommen 
waren, um dort das Christenthum auszubreiten. Sie pre— 
diglen mit Eifer und Beredsamkeit wider die Repartimien- 
tos, als wider ein Verfahren, welches die natürliche Ge— 
rechtigkeit und die Vorschriften des Evangeliums auf gleiche 
Weise verdammten. Die Colonisten, welche ihren Vortheil 
allen Rücksichten der Sittlichkeit und Religion voransetzten ver— 
klagten die Domicaner wegen dieser Predigten bei dem Könige. 
Dieser erklärte die Diensibarkeit der Indianer für eine recht- 
maͤßige, und tadelte den Eifer der Dominicaner als einen 
wohlgemeinten, aber übel angebrachten. Aber auch dadurch 
ließen sie sich in ihrem Bestreben, das Loos der Unglückli— 
chen zu erleichtern, nicht irxre machen.“ Von dem edlen Schutz- 
geiste der Indianer Las Casas wird noch Rede sein.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.