Vierter Zeitraum
8 10.
Der schwarze Tod die Llagellanten
1349)
Karls IV Regierung ist auch noch durch verschiedene Un—
glückssalle ausgeʒichnet, die damals Europa rafen. Schon
8 Jahre vor seiner Erwählung ward Deuischland nebst Un
garn und Polen von Heuschrecken heimgesucht. Diese
fraßen meilenweit alles ab, was grünte, und mitten im
Sommer war es draußen, wie mitten im Winter, alles ent
blättert. In den folgenden Jahren blieb der Sonnenschein
aus; es regnete unaufhörlich und weder Korn, noch Ge—
müse konnte gedeihen. Viele Menschen starben vor Hunger.
Eine große Sonnenfinsterniß 1348 erfüllte die Menschen mit
neuem Schrecken; aber ernstlicher war ein Erdbeben, welches
kurz darauf durch ganz Europa verspürt wurde. Manche
Stadt, manches Dorf ward ein Schutthaufen, mancher Mensch
wurde unter den Trümmern begraben; viele, die sich in ie
Kirchen flüchteten, fanden auch da ihren Tod. In dem fol⸗
genden Jahre kam aus dem Morgenlande ein noch größeres
Uebel durch italienische Schiffe, nämlich die Pest, der schwarze
Tod genannt. Wer von ihr ergriffen wurde, starb nach we—
nigen Stunden. Schwarze Beulen, von der Größe eines
Huhnereies, verkündeten das Dasein der Plage. Große Städte
wurden entvölkert. Lübeck verlor in einem Jahre 9000 Men—
schen, Erfurt in einem Jahre 12000, Basel 14000. Vier
Jahre wüthete der schwarze Tode; die Franciscaner, welche
am thätigsten den Sterbenden beistanden, verloren in drei
Jahren 124,000 Mitglieder. In Münster starben 11,000
Menschen.
Solche Schrecknisse brachten natürlich eine ungewöhnliche
Aufregung der Menschheit in Europa hervor. Jeder sah
seinen Tod vor Augen, jeder dachte nur an Gottes Gericht.
In Westfalen wallete alles zum h. Kreuze in Strombers;
im übrigen Deutschland bildelen sich Bruͤderschaften, durch
harte Kreuzigungen die Gnade des Himmels zu erflehen.
Diese zogen von einer Sladt in die andere, entblößten sich
auf öffentlichen Maͤrkten, und zerhieben sich Brust und Rücken