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Gesetz; auS dem priesterlichen Stande find die Richter und
wohl alle Localoberhäupter, nicht bloß die Desturs.
Der ganzen Gestalt dieses priesterlichen Reiches ligt
die Ansicht von der geistigen Freiheit und Reinheit des Men¬
schen zu Grunde. Das, was wir nach christlichen Begrif¬
fen die Erbsünde nennen, ist von den Priestern der Ecri's
gefaßt als das Werk des Einflußes böser Geister. Jedes
Individuum ist somit im Geiste zweimal vorhanden: ein¬
mal als dem Einfluß dieser bösen Geister ausgesetzt und im
irdischen Kampfe als sündiger Mensch, und ein zwei¬
tes Mal als sein eigner Genius, als der seiner Urbestim-
mung entsprechende Geist, in welcher überirdischen Gestalt
das Individuum sein Fra-vachi (Fort-wachs), oder wie die
Parsen sagen: Ferver genannt wird. Auch die guten Ge¬
nien haben ihre Kämpfe mit den bösen Geistern, den Daö-
was oder (pars.) D ew s, aber dabei findet dieser Unterschid
statt, daß die Genien nicht in sich, sondern nur nach außen
kämpfen, daß sie in sich Wesen entschidener, einfacher Na¬
tur sind, während der zeitliche Mensch unentschidcncr Na¬
tur ist, und den Kampf des guten und bösen in sein
eignes Bewustsein hereinläßt. In höchster Instanz stehen
der hochweise Gebieter (Ahuramazdao oder Ormuzd) und der
böse Geist (Agromainyus oder Ahriman) gegen einander, und
die ganze Welt des Geistes ist dualistisch geschiden in zwei
verschidene Sphären, und dadurch, daß die Priester über
die Mittel, dem Einflüße der bösen Geister zu begegnen, so
wie über Sünungen und Strafen geboten, waren sic die
Herren aller Verhältnisse.
Eng. liuriiouf Commentaire sur le Ya^na. t. I. Paris 1833. 4.
Die Religion des Zarathustra ist nicht ohne eine sehr bedeutende
astrologische Beimischung; ja! ihre eigentliche Grundlage ist astro¬
nomisch. Der fruchtbare Theil der Länder, wo diese Ansidlung
Dsjcmschid's wohl statt fand, Baktriens nämlich, ist fast an den
meisten Orten durch Sandwüsten oder hohe Gebirge begrenzt, und
wo die angestrengteste Kultur nicht (wie in einigen Zeiträumen)
mit dem Boden kämpft, erscheint das fruchtbare Land oasenartig
zwischen kiesigen Strecken. Algcmeine Characterzügc dieses Land-
und Himmelsstriches sind aber: fast immer heiterer Himmel; glän¬
zende Erscheinung der Gestirne; Mangel an Regen und Waßer
überhaupt. Daher die Anstrengung der Bewohner von den ältesten