Full text: Die Geschichte des Mittelalters enthaltend (Bd. 2)

104 
alter Art bcharten, verlangten nun auch ihr Recht, und 
als sie dies zum Teil durch die Gründung der neuen Her- 
schaften in Baicrn und Aquitanien erhielten, fehlte doch 
vil, daß ihnen dadurch genug geschehen wäre. Mehr und 
mehr musten also in der nächsten Folgezeit die einmal in 
Gang gebrachten Zwistigkeiten am Hofe sich an diese Volks- 
untcrschide anlehnen, bis sie zu einer Teilung des Reiches, 
der im wesentlichen diese Volksunterschide zum Grunde la¬ 
gen, fürten im Jahre 843. 
Den von Kart dem Großen liberal streng und gleichmäßig durch- 
gcfürtcn Reichsmechanismus hatte Hludwig der Fromme bald 
nachdem er seinem Vater gefolgt war,, durch die ausgedehntesten 
Vergabungen von Gerichtsbarkeiten und Zolfreiheiten durchlöchert, 
die Hecrbanpflichtigkeit hatte er gemildert, und die Erblichkeit der 
Beneficialgütcr durch außerordentliche Begünstigungen befördert. 
Ani 25sten December 818 heiratete er dann (nachdem die Kaiserin 
Jrmingard am 3ten Qctober 818 gestorben war) zum zweiten Male 
die Judith, Tochter des Grafen Welf. Im August 822 sandte er 
seinen ältesten Sohn erster Ehe, den Hlutari, nach Italien, um 
unter Leitung ihm beigeordnete^ Ratgeber die Verwaltung dieses 
Landes als künftiger Kaiser einstweilen zu übcrncmen. Ebenso den 
Pipin nach Aquitanien. Im Juni 823 ward dem Kaiser ein vier¬ 
ter Sohn geboren , Karl, Im August 825 trat Hludwig der jün¬ 
gere dann auch die Verwaltung Baicrns an. Alles gierig in gu¬ 
tem Geleise bis im August 829 der bisherige Graf der spanischen, 
Mark Perinhart zum Reichs-Kämmerer crnant, und durch freund¬ 
liches Verhältnise mit der Kaiserin bald Hauptperson bei den In¬ 
triguen des Hofes ward: denn die Kaiserin übte einen solchen Ein¬ 
fluß auf ihren Gemahl, daß man an ein Bezaubcrrsein des letzte¬ 
ren glaubte, das Verhältniss aber zwischen Judith und Perinhart 
war so, daß man an Ehebruch dachte *). Um Psrinhart zu stür- 
*) Vita Hludovici ¡mp. (monumenta Germ. hist. ed. Pertz. Vol. 
IF.) p. 632. 613. Circa tempus porro quadragesimale (a. 830), cum 
Imperator loca mar! circumjacentia peragraret, factionis iniquae prin¬ 
cipes ultra ferre non valentes, occultatum diu vulnus detegunt. Nam 
primum inter se primores quodam foedere conjurant, deinde mino¬ 
res sibi adgregant. Quorum pars mutationis semper cupida more 
canum aviumque rapacium alienum detrimentum suum quaerunt fieri 
subpletionis augmentum. Freti ergo multitudine et assensu pluri¬ 
morum, filium Imperatoris Pippiuum adeunt, praetendentes abje¬ 
ctionem sui, Bernhardi insolentiam morum, et despectionem cetero¬ 
rum, asserentes etiam eum, quod dictu nefas est, thori in- 
cestatorem paterni; patrem porro adeo quibusdam 
elusum praestigiis, ut haec non modo vindicare, sed 
nec advertere posset. Oportere ergo dicebant, bonum lilium
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.