Full text: Gedichtsammlung aus den letzten 150 Jahren deutscher Dichtung (Teil 3, [Schülerband])

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Schwab. 
15. Ihr seht, der Westwind fächelt 
In Stoppeln und Gesträuch; 
Ihr seht, die Sonne lächelt, 
Sie wartet nur auf euch! 
1823. 
Drum sendet flugs deu Schlüssel 
Und öffnet euren Schatz, 
So findet bei der Schüssel 
Das Brot den rechten Platz!" 
Gedichte. S. 243 ff. 
401. Die Engelskirche auf Anatolikon. 
1. Es lacht ein Eiland 
Mit Feigenbäumen, 
Mit Rosenlauben, 
Mit Rebenranken, 
Wie sonst es schaffen 
Nur die Gedanken, 
Wie man's nur schauet 
In Morgenträumen. 
2. Es regt ein Volk sich 
Auf seinen Hügeln, 
Das spricht die Sprache, 
Die alte, traute, 
Die zu uns redet 
Mit Geisterlaute; 
Und Freiheit deckt es 
Mit jungen Flügeln. 
3. Es wohnt im Schutze 
Der heil'gen Engel, 
Den Cherubinen 
Ist es vertrauet, 
Von Marmor stehet 
Ihr Haus gebauet, 
Im weißen Kleide, 
Rein, ohne Mängel. 
4. Wohnt auch die Trauer 
In solchem Lande? 
Warum verödet 
Die Rosenlauben? 
Warum kein Liedchen 
Beim Saft der Trauben? 
Kein Tausch der Waren 
Am regen Strande? 
5. Das macht, es wimmelt 
Dort aus den Wassern 
Und birgt sich hinter 
Den Felsenriffen: 
Ein Heer von Masten, 
Von fremden Schiffen, 
Ein grimmig Heer ist's 
Von Christenhassern! 
6. Du Griechenvölkchen, 
Willst du verzagen? 
Das Schwert der Väter, 
Hast's nicht geschwungen? 
Hast mit der Freiheit 
Nicht Mut errungen? — 
„Mut gnug und Schwerter, 
Sie zu erschlagen! — 
7. Doch sind's zu viele!" - 
Hast du nicht Mauern? 
Hast du nicht Schanzen, 
Dich klug zu decken? — 
„Ja, Türm' und Wände, 
Der Feinde Schrecken, 
Die zehn Geschlechter 
Wohl überdauern!" — 
8. Und.blühn nicht Früchte 
Dir gnug dahinter? 
Kornähren, Feigen 
Und Öl die Menge? — 
„Mir naht kein Hunger, 
Der mich bedränge: 
Mich nährt der Sommer, 
Nie folgt ein Winter. 
9. Nur eius vergaß mir 
Natur zu spenden: 
Kein Quell mir sprudelt 
Aus ihren Brüsten; 
Sonst kauft' ich ÄZasser 
An fernen Küsten, 
Jetzt wehrt der Feind mir 
An allen Enden! 
10. Umsonst des Blutes 
Hab' ich vergossen, 
Ins Herz des Feindes 
Das Blei gesendet! 
Die Kraft versieget, 
Das Leben endet! 
Er schickt den Durst mir, 
Den Bundsgenossen!"
	        
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