Full text: Die Geschichte des Mittelalters enthaltend (Bd. 2)

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inneren Verweltlichung entgegentreten muste. Diese inne¬ 
re Verweltlichung began aber sofort nach Beendigung des 
Hauptkampfcs mit der weltlichen Macht, und die Kreuz¬ 
züge, die aus ganz geistlichen Empfindungen heraus sich 
zuerst entwickelt hatten, bildeten für diese Verweltlichung 
recht eigentlich das Mittelglid, da sie die häufigsten, innig¬ 
sten Bcrürungen hcrbeisürten mit Völkern, die wol den 
abstrakten todten Glauben hatten an den Gott, der Him¬ 
mel und Erde gemacht hat, in ihren Werken und Wirken 
aber ganz untertan waren dem Fürsten dieser Welt. 
Zweites Kapitel. 
Das Morgenland. 
Das griechische oder oströmische Reich halte ganz den 5-1. 
alten Mechanismus des Römerreiches in der Umbildung, 
die er zuletzt durch Constantin den Großen erhalten hatte, ftm» reh» 
beibehalten. Der völlig unumschränkte Kaiser stund an der 
Spitze des States; die Verwaltung war, wie in den mo-aufrws 
dernen Staten, streng nach den einzelnen Tätigkeiten der S|>S’ 
höchsten Gewalt gesondert. Die bürgerliche Verwaltung, 
das Heer, die geistlichen Angelegenheiten waren geschiden 
von einander gehalten; auch in den Provinzen, tvo bis 
dahin Militär- und Civilgouvernement vereinigt waren, 
trente Constantin dieselbe und zerlegte die Provinzen in 
kleinere Reichsabteilungen. Eine wolberechnete Beamteten- 
hicrarchie, ganz bureaukratisch eingerichtet, umspante das 
ganze Reich. 
schc. Dic römischen Bischöfe Welten durchaus wider das Gebot Ehristi weltlich ber¬ 
schen, nicht bloß dic Gerechtsame der Kirche schieden, und der mehr als zwcihundcrt» 
jährige Stampf mit den Königen Frankreichs, Englands und den deutschen Kaisern hatte 
einen eben so glanzenden Erfolg für dic Vergrößerung und Eensvlidirung der Pabst» 
macht, als einen höchst betrübten für dic Gestaltung der Kirche selbst. Die Refor¬ 
mation der Kirche, welche Gregor VII. gewünscht und nach Kräften be¬ 
fördert hatte, geriet nicht nur in Stocken, sondern MiSbräuchc aller Art, die Ver- 
vilfältigung der Bencsteien, dic Besepung geistlicher Stellen mit ungeistlichen und un¬ 
würdigen Menschen, Eoneubinat unter den Elcrikcrn, ungcmcßcner Geiz und Hcrsch- 
sucht derselben erhoben, neben den päpstlichen Anmaßungen, keck drohend ihr Haupt" 
u. s. w.
	        
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