Full text: Die Geschichte des Mittelalters enthaltend (Bd. 2)

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Ohngeachtet der dritte Kreuzzug ein in Verhältnis 
zu den gemachten Anstrengungen geringes Resultat geboten 
hatte, triben die Päbste, so lange Jerusalem noch in den 
Handen der Saracenen war, immer wider auf Veranstal¬ 
tung größerer Züge. Ein neuer begeisterter Krcuzprediger, 
Fulco von Neuilly, trat in Frankreich auf, und brachte 
auf einem Turnire zu Escry *) eine Anzal französischer 
Herren und Ritter zu dem Entschlüße, das Kreuz zu ne- 
men. Die französischen Ritter hatten die Absicht, sich in 
Venedig einzuschiffen, und ließen durch Abgeordnete des¬ 
halb mit dem Dogen von Venedig unterhandeln; allein 
als hernach die Bedingungen von den fränzösischen Rittern 
erfüll werden sollen, fehlte es auf allen Seilen. Vile 
hatten einen andern Weg eingeschlagen; einige waren ge¬ 
storben, andere bereuten ihren Entschluß. Die übrigen, 
welche sich in Venedig zusammenfanden, sollen den Vene¬ 
digern, welche Schiffe und Proviant für eine bei weitem 
größere Anzal besorgt hatten, nicht bloß für die eig¬ 
ne Ueberschiffung zalen, sondern auch für den Schaden 
haften. Dazu waren sie nicht bemittelt genug, und ent- 
schloßen sich, die Schulden, in die sie geraten waren, durch 
Kriegsdienste, die sie der Republik leisteten, zu tilgen. Da¬ 
durch erhielt dieser s. g. vierte Kreuzzug eine ganz an¬ 
dere Wendung als nach Palästina, und fürte zu Gründung 
des lateinischen Kaisertumes in Griechenland. 
Zuerst ward Triest im Interesse Venedigs gcdemütigt; sodann 
Zara für Venedig erobert. Endlich wandte sich der Sohn des 
Kaiser Isaak, Angelus, dessen Vater von seinem Bruder AlcriuS 
Angelus geblendet und vom oströmischcn Throne gestoßen worden 
war, an Venediger und Kreuzfarcr und versprach außerordentli¬ 
ches, wenn sie seinen Oheim stürzen helfen und seinen Vater und 
ihn wider auf den vströmischen Thron setzen wollen. Sie gicngcn 
darauf ein; stürzten den AlexiuS **) ; allein nun tonte Isaak und 
*) Ein Schloß an der Acne nicht weit von Ehasteau-Porecan. 
**) Nachdem freilich der erste Anblick des hcrlichen, seit seiner Er¬ 
hebung zur Residenz ununterbrochen ReichSmitkelpunct gewesenen, Con- 
stantinopelS sie nicht wenig in Verwunderung und BesorgnisS gesetzt 
hatte: — „Or poez savoir que mult esgardérent Constantinople 
eil qui oneques mais ne l’avoint veué, que il ne pooient mie cui— 
dier que si riche vile peust estro en tot le monde. Cùm il virent 
ces halz mura et ces riches tours dont ère dose tot eutor a la
	        
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