Full text: Die Geschichte des Mittelalters enthaltend (Bd. 2)

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daß jenes republikanische Element fceS jerusalemltischen Reiches, dl« 
NiLerlaßungen der Italiener an den Küsten, im lateinischen Kai¬ 
sertum« von Constankinopel bei weitem bedeutender Lurch die vene- 
dischen Besitzungen hervortrat. 
Dies lateinische Kaisertum ist, da es an allen Jämmerlichkeiten ' 
und Gebrechen des jerusalemttischen Reiches lit, durch sich selbst 
sehr unbedeutend; allein mittelbar ist es vilfach wichtig geworden, 
denn es hörte durch die Einrichtung desselben das alte ostrvmische 
Reich auf. Wenn auch Theodor LaSkaris in Asien eine Her- 
schafk behauptete, von wo aus im Jahre 1261 durch Michael Pa- 
läologus das lateinische Kaisertum wider gestürzt und bis auf 
einige französische Fürstentümer im südlichen Griechenland und auf 
die venedischen Besitzungen in Epirus, Morea und auf den In¬ 
seln wider erobert ward, konte doch die frühere oströmische Verfa¬ 
ssung nicht wider rein durchgefürt werden. Schon wörend der 
Herschaft der makedonischen Dynastie hatte sich, wie wir bereits 
bemerkten, ein einflussreicher Kreis adeliger Familien im griechi¬ 
schen Reiche fester ausgebildet. In den folgenden Zeiten der kom: 
nenischen Dynastie, wo die Kreuzzüge so vile abendländische Ritter 
nach Griechenland fürten, hakte dieser griechische Adel ein ritterli¬ 
ches Wesen angenommen *), und wärend der lateinischen Herschaft, 
wo er in einzelnen Landschaften ohne anerkantes Haupt der Nation 
den Fremden größten Teils mit Hülfe fremder Miettruppen wider¬ 
stund, und sich ganz selbstständig benam, in anderen Landschaften 
in Folge ähnlichen lTuns von den Fremden in der s. g. Despoten- 
würde anerkant ward, nam er auch ganz die Liebe der abendlän¬ 
dischen Ritterschaft zu einer in der formellen Unterordnung deS 
Lehenswesens bewarten individuellen Selbstständigkeit auf. Die 
früher aus dem römischen Reiche überkommene, durch saracenische 
Muster strenger ausgebildete Administration des griechischen Reiches 
war seitdem gebrochen, und auch unter den paläologischen Kaisern, 
die seit 1261 wider an die Stelle der lateinischen traten, bestund 
eine Art Lehensadel fort. Es war kein Reich wider in an, 
tikem Style, wie das frühere oströmische, trotz so 
viler Weiterentwickelungeo, gewesen war. , 
Ein Zweig des komnenischen Hauses gründete in dieser Zeit in 
den nordöstlichen Küstenlandscbasten das Reich Trapezunt, was be¬ 
sonders für den Handel im schwarzen Meere wichtig, aber in poli¬ 
tischer Hinsicht unbedeutend, und von Adelsparteien ganz zerrissen 
ward. In der Nachbarschaft der Türken, der Chowaresmier, der 
*) Wie weit schon in den letzten Zeiten der komnenischen Herschaft der griechische 
Adel sich dem abendländischen angebildet hatte, stht man aus de« Andronikus Komne- 
NI,S Glauben: das Wohl und die Administration deö Reiches Uesen sich nur durch Aus¬ 
rottung dieses Adels befestigen.
	        
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