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multarisch gegen dieselben erhob, stund der Adel vilfach mit ihneu
ln Geschäftsverbindung. Bankiersgcschäfte waren die Q-uclle des
Reichtums und der Maßstab des politischen Einflußes in Florenz.
Dieser politische Einfluß der einzelnen Bankiers erhielt früher, wie
gesagt, zuweilen durch Gegenopcrationen anderer Bankiers oder durch
Tumulte deS Volkes einen Stoß; allein mehr und mehr überzeug¬
ten sich die Geldfürstcn, daß sie für sich selbst am besten sorgten,
wenn sie ihre Stellung so stabil als möglich machten. Seit diese
Ueberzeugung bei ihnen fest ward, traten sie nicht mehr einem frü¬
her von ihnen politisch mehrfach verfolgten Hause ln den Weg,
welches Haus der Medici, eben weil es von ihnen verfolgt wor¬
den war, von den Ciompi gewissermaßen als Patron geachtet ward.
Der Teil des Popolo graffo, welcher zu Anfange des ILten Jahr-
huntcrts das Heft in den Händen hatte und in Florenz eine bür¬
gerliche Geldaristokratie bildete, suchte sich vilmchr durch die Auf¬
name des Hauses der Medici in seinen Kreis der Ruhe des Volkes
zu versichern. Giovonni de' Medici, dem es zugleich gelungen war,
Bankier des Pabstes Johan XXIII., also wärend des Constanzer
Concils, zu werden, war so auf der einen Seite bald der reichste,
der angesehenste unter den Bankiers, auf der andern Seite war
er klug genug einzusehen, welch' ungeheuere Macht er halte da¬
durch, daß er als Proteclor des Volkes auftrat, und er verließ des¬
sen Zntcreffe kcineswegcs ganz als er i» den Kreis der Gcldaristo-
krakcn eingetreten war; nun bedurften seiner die Bankiers sowol,
als das Volk, und er war der eigentliche Mittelpunct des States,
ohne daß seine Gewalt von der Verwaltung eines öffentlichen Am¬
tes abhicng. Denselben Einfluß übte nach Giovannis Tote dessen
Sohn Cosimo. Die andern Bankiers waren zum Teil über den
entstandenen Principat eifersüchtig und benutzten eine vorüberge¬
hende Unzufridenheik des Volkes mit Cosimo zu dessen Vertreibung:
kaum aber war er vcrtribcn, als vile Geschäfte, die das Volk ge-
rärt hatten, lagen oder sich von Florenz weg wandten; das Volk
überhaupt hakte s.incn Protector verloren, auch hatten die Geldari-
stokraten für vile Unkernemungen einen höchst bequemen Mittelpunkt
an dem meticeischen Hause verloren, welches seinerseits durch die
Verbannung fast gar nichts einbüßte, und in Venedig so hoch ge¬
ehrt ward, wie früher in Florenz. Am meisten büßte die Republik
Florenz besonders ein durch die Wegwendung des mediccischen Ein¬
flußes an auswärtigen Höfen. Rach ganz kurzer Zeit ward die
Sehnsucht nach Cosimo in Florenz so heftig, daß er zurückgerufen
werden muste; daß nun alle dcclarirten Widersacher desselben Flo¬
renz verlaßen mustcn, daß Cosimo einen Bürgerausschuß bilden
ließ, in welchem die Reste der früheren Geldaristokratie, aber auch
wer von Adel dem mcdiceischcn Hause geneigt war, aufgenommen
wurden, und dieser Bürgerausschufi, dessen Statsgewalt (Balia) von
Zeit zu Zeit erneuert ward, regirte alles; war aber so zusammen¬