Full text: Geschichte von Hessen insbesondere Geschichte des Großherzogthums Hessen und bei Rhein

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Inzwischen waren neue Unruhen in Sparta entstanden, und die vnd «er¬ 
streitenden Parteien sehnten sich nach der Rückkehr des Lykurg. Nach nflci?cr 
zehnjähriger Abwesenheit langte dieser wieder in seiner Vaterstadt an, 
entschlossen, seinen Mitbürgern neue Gesetze zu geben und der alten 
Zwietracht zu steuern. Zuvor aber fragte er das Orakel in Delphi, 
ob seine Gesetze dem Staate heilsam sein würden; er erhielt die Ant¬ 
wort: „LykurgsVerfassung wird für Sparta die beste sein." di-v°m 
IeKt machte er seine Gesetze bekannt, ließ das Volk schwören, bls zu ^hlene 
seiner Rückkehr nichts daran zu ändern, und entfernte sich dann wieder, Verfassung 
um in der Fremde sein Leben zu beschließen. Damit aber seine Mit¬ 
bürger ihres Eides nie entbunden werden könnten, befahl er sterbend 
seine Asche ins Meer zu streuen. Er soll auf Kreta gestorben sein. 
Lykurgs Gesetze warnt nicht ausgeschrieben, sondern mußten in 
Sprüchen auswendig gelernt werden; sie bezweckten eine Verbesserung 
der Regierung, die Gleichheit des Vermögens aller Bürger und die Un¬ 
abhängigkeit und Stärke seiner Landsleute nach außen. 
An der Spitze des Staates standen 2 Könige, welche die obersten ü6et bie 
Priester, Richter und Feldherrn waren. . Ihnen zur Seite stand die Regierung, 
Gernsia, der Rath der Alten. Dieser bestand aus 28 ehrbaren vom 
Volke gewählten Greisen. Die höchsten Wächter der Gesetze waren 
spater die Ephoren (Aufseher); sie hatten darüber zu wachen, ob die 
Könige den Gesetzen gemäß regierten, und sie anzuklagen, wenn sie 
nicht pflichttreu erfunden wurden. Die Volksversammlung stimmte durch 
Murren oder durch Beifallrufen über die ihr vorgelegten Gesetze ab. _ 
Um eine Gleichheit des Vermögens zu erzielen, soll Lykurg die m-r das 
Ländereien der Spartaner in 9000 Ackerloose getheilt haben, die der V-rmögen, 
Laeedämonier in 30,000; jedes Loos konnte eine Familie ernähren. Den 
Gebrauch der Gold- und Silbermünzen hob er auf und führte statt 
derselben eisernes Geld ein. Um seine Mitbürger an Einfachheit und 
Genügsamkeit zu gewöhnen, ordnete er gemeinsame Mahlzeiten an. 
Auch die Könige mußten an denselben Theil nehmen und jeder Bürger 
einen monatlichen Beitrag von Gerstenmehl, Wein, Käse, Feigen 
sowie einen kleinen Geldbeitrag dazu liefern. Keiner durfte sich von 
diesen einfachen Mablzeiten ausschließen oder zu Hause vorher bessere 
Kost genießen; jeder Tischgenosse schalt seinen Nachbar, wenn er nicht 
aß. Das gewöhnliche Gericht war die schwarze Suppe, ein Gemisch 
von Fleischbrühe, Blut, Essig, Rüben rc. Ein fremder König, welcher 
die schwarze Suppe batte rühmen hören, ließ sich einen spartanischen 
Koch kommen unb das gepriesene Gericht bereiten. Sie schmeckte ihm 
nicht. Der Koch erklärte ihm: „Herr, unsere Suppe schmeckt 
nur denen, welche sich int Eurotas gebadet haben". 
Ganz besondere Aufmerksamkeit schenkte Lykurg der Erziehung der und Wer die 
Jugend, um starke und tapfere Bürger zu bilden und damit Spartas^/'Jugend. 
Unabhängigkeit nach Außen zu sichern. Jedes neugeborue Kind wurde 
von der Behörde in Augenschein genommen. War es schwächlich oder 
mißgestaltet, so wurde es auf dem Taygetos ausgesetzt. Bis zum 7. Jahre 
blieben die Knaben im elterlichen Hause; daun übernahm der Staat 
ihre Erziehung aus seine Kosten. Die Jugend sollte sich vor allem an
	        
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