Full text: Geschichte von Hessen insbesondere Geschichte des Großherzogthums Hessen und bei Rhein

Hans Odel. O du groußer Gott! Mein Vatter iß geschtorwe! 
Hans Jorg. I-ja, er hot sich z'vccl Breschte22 gemocht, weil dein zwo*) 
Schwestern, dein Liffel unn dein Greidel, alle baad 23 zwa Kinner trieft houn,2^ zwei» 
Buwe, unn wor bei fa'm 25 e Vatter dezu dv. — Trvischt .'n Gott! 's wor e regt- 
schaffencr Man»! Ewwer der Parre horr26 'm aach e schvini Leicheprerigt gedou». 
Sunscht waaß ich holt net veel Neues. 
*) „Zwetn" wird bei männlichen Hauptwörtern, „zwo" bei weiblichen und „zwa" bei 
sächlichen gebraucht. Man sagt z. B. zwei« Buwe, zwo Schwestern, zwa Kinner. 
22 Kummer. 23 beide. 24 haben. 25 keinem. 26 hat. 
Idiotismen und characterifiifche fprüchwörtliche Redensarten der 
Provinz Starkenburg *). 
In der Provinz Starkenburg, welche den Odenwald, die Bergstraße und die 
Ebene zwischen Rhein und Main umfaßt, finden sich die nachfolgenden interessanten 
Idiotismen und characteristischen fprüchwörtliche Redensarten, zunächst an einzelnen 
Wörtern : abpflapgen d. h. schlagen; aberd. h. arbeitsam; abkappen, abstumpfen d. h. 
Jemanden mit Worten etwas so vorhalten, baß er schweigt; äbsch d. h. verkehrt; 
anlaufen d. h. übelwegkvmmen; anblaten d. h. anstücken; anthun d. h. behexen, aber 
auch bekleiden; aufbrechen d. h. zum Reden bringen (z. B. brich ihm das Maul nicht 
auf, d. h. bring' ihn nicht dahin, daß er Dinge erzählt, die dir zum Nachtheil ge¬ 
reichen); auswischen d. h. Ohrfeigen geben; sich aufblasen d. h. großthun; babbeln 
d. h. sprechen (besonders von Kindern, wenn sic zu reden anfangen, dann auch : 
Geheimnisse verrathen); bampeln b. h. nachlässig, herabhängen (die Kleider bampeln 
auf dem Leib); batten d. h. helfen („batt's nichts, so schadt's nichts"); besabern d. h. 
sich mit Speichel verunreinigen (daher : Sabermaul); Bettel d. h. geringe Habe; 
Blesse V. h. bei den Pferden der weiße Fleck auf der Stirne (daher : „er heißt Bleß", 
d. h. er hat einmal einen bösen Namen); brotzeln t. h. kochen, brodeln; puffe» d. h. 
jemand mit den Händen (Fäusten) schlagen; Vapper k. h. hurtig, geschwind; kick 
(oft) dicksatt d. h. vollkommen satt; (jemand dicksatt haben d. h. ganz überdrüssig 
sein); dußlich d, h. schwinklich; fegen d. h. viel tanzen, kann an vielen Orten in 
der Welt gewesen sein, endlich : jemand ausschelten; durchhecheln d. h. über einen 
Abwesenden Böses sprechen; durchschwingen V. h. jemand mit Stock, Gerte oder 
Peitsche schlagen; Fraache d. h. Großmutter; fummeln d. h. säubern, reinigen; galern 
d. h. im Scherz mit einander raufen; Gackcl d. h. ein Mensch, der sich geckenhaft, 
possenhaft benimmt; gaafcn d. h. fehlen (besonders Kleinigkeiten); gcier d. h. Futter 
verschmähend (meist vom Hansthier gebräuchlich); Gickel d. h. Hahn; Gothe d. h. 
Pathe weiblichen Geschlechts; Hährche d. h. Großvater; hapern d. h. Anstände finden; 
Holgen V. h. fortgehen; Hinkel d. h. Huhn (desgleichen ein furchtsamer oder einfäl¬ 
tiger Mensch); kickeln d. h. unnöthigerweise oder aus eine kindische Art lachen; kollern 
d. h. ohne Ursache zanken; knollern d. h. Alles nicht recht finden; langen d. h. her¬ 
beiholen (aber auch ausreichen); luck d. h. locker (besonders beim Backwerk); mllll 
d. h. weich, mürb (besonders beim Obst); mucksen d. h. regen; mummeln d. h. von 
einer Sache, die noch nicht lautbar ist, heimlich sprechen (daher : „es geht in der 
Mummelung"); Ohrschlichter b. h. Menschenpocken; otterfett d. h. sehr feist; Pätter 
d. h. Pathe männlichen Geschlechts; präpeln d. h. in Unmuth sprechen; protzen d. h. 
*) Vaterländische Berichte für das Großherzogthum Hessen. Von G. SB- Freiherr von 
Wedckind. Darmstadt 1835.
	        
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